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Adrienne - Unser erster Tag (und unsere erste Nacht) auf See



Heute schreibe ich, Steffi. Ich lebe in Baden-Baden, bin gebürtige Hamburgerin und seit der Jugend begeisterte Seglerin. Mit der Atlantiküberquerung erfülle ich mir einen lange gewachsenen Traum – dank vieler Überstunden aus den letzten drei Jahren, einem Chef mit Verständnis für diesen Traum und toller Kollegen, die den Dienstplan für die kommenden fünf Wochen auch ohne mich besetzen, ist es mir dieses Jahr möglich geworden. Ich kenne die Perspektive der „An-Land-Gebliebenen“ aus dem letzten Jahr, als mein Mann sich den Traum Atlantiküberquerung erfüllen konnte. Damals hätte ich mir sehr einen Blog gewünscht, um so ein bisschen mitreisen zu können. Umso mehr freue ich mich dieses Jahr, dass wir Euch auf diese Weise mitnehmen können.
Nach einem farbenprächtigen Sonnenuntergang hinter der Silhouette von Gran Canaria ging es in die ersten Nachtwachen nach unserem Wachplan. Nach einem leckeren Abendessen, das Tanja und Thomas für uns gekocht haben – und das wir alle gemeinsam im Salon zu uns nahmen, begannen Mark und Thorsten mit der ersten Schicht von 22:00 Uhr bis 01:00 Uhr UTC (wir bleiben übrigens während der Überquerung in der Zeitrechnung UTC). Zunächst saßen noch deutlich mehr als die Wachhabenden im Cockpit und bestaunten den immer deutlicher werdenden Sternenhimmel und lauschten Thomas ersten Einführungen. Es war ganz klare Sicht und so konnten wir dem Orion beim Aufgang zuschauen, die Pleiaden, den Stier und einige andere Sterne und Sternbilder identifizieren. Insbesondere einige, für die es Ephemeriden gibt und die sich daher für die Astronavigation eignen, lernten wir schon kennen. Es kam etwas mehr Wind auf und so konnten Thorsten und Mark mit Tanjas und Thomas Hilfe die Genua setzen
und ausbaumen.
Nach Thorsten und Mark übernahmen Werner und Peter – es waren noch sehr viele Positionslichter von anderen Schiffen, die die ARC mitsegeln, zu sehen. In der Dunkelheit gar nicht so einfach, die Entfernungen abzuschätzen. Nach dem Blick in das AIS-System stellten sich viele vermeintliche Kollisionskurse als gar nicht mehr so bedrohlich dar. Die letzte Nachtschicht von 04:00 Uhr bis 07:00 Uhr war dann unsere, Bernds und meine. Als allererstes, verschlafen aus dem Niedergang kommend erschlägt einen fast dieser unfassbar klare und fantastische Sternenhimmel. Orion war natürlich schon viel weiter gewandert und einige Male sehen wir helle Sternschnuppen vor dem tiefblauen samtenen Nachthimmel bis irgendwann im Osten ein heller Silberstreifen den Sonnenaufgang ankündigte. Bevor die Sonne aufging, war unsere Wache zu Ende und wir fielen müde in die Kojen.
Den Tag über hatten wir Ostwind mit vier Windstärken und eine beeindruckende lange Atlantikwelle. Am Nachmittag trommelte uns Thomas zusammen, um uns zunächst die Bedienung und Interpretation des AIS zu erklären und uns dann mit den Grundzügen der Navigation zu konfrontieren und herauszufordern, was uns mit Cosinus- und Winkelberechnungen doch etwas ins Schwitzen brachte. Beeindruckt waren wir auch von den vielen Eisbergsymbolen in der Imray-Nordatlantikkarte und wie weit südlich diese Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts schon gesichtet worden waren.
Während die Sonne jetzt langsam schon wieder untergeht, freuen wir uns schon auf das gemeinsame Abendessen.






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