Position 15 Grad 21
Minuten N
53 Grad 23 Minuten W
Wetter : sternenklare
Nacht, kein Mond
Wind NO 6 , Seegang 3-5
Meter
Der
Watermaker ist kaputt. Sein Motor läuft nicht an. Wir können kein Trinkwasser
mehr machen. Das ist gar nicht lustig, die Luv hat jetzt ein wirkliches
Problem. Sofort wird die Order ausgegeben: „Wasser sparen.“ Aber sowas von! 200
Liter sind noch da. Nur 200 Liter für sieben Mann und noch sind es über 500
Meilen bis St. Lucia. Wenn wir in eine Flaute segeln sollten und darin tagelang
hängenbleiben – nichts Ungewöhnliches in diesen Breiten – dann wird es wirklich
eng.
Nicht, dass
man schon ans Verdursten denken muss. Für die für unerlässlich erachteten drei
Liter pro Mann und Tag reichen eine ganze Weile. Dennoch ist der Sparbeschluss
für die Crew eine gewaltige Umstellung. Was haben wir bedenkenlos rumgeaast mit
dem jetzt auf einmal so kostbaren Nass. Wer immer möchte, gönnt sich achtern am
Heck eine Ganzkörperdusche mit dem eigens dort angebrachten Duschschlauch.
Schweiß und Salz und Sonnenschutzöl werden abgespült. Was für eine herrliche
Erfrischung, der beste Moment des heißen Tropentages.
Wasser wird
verbraucht bei der kleinen Wäsche am Morgen. Mal sieben! Beim Händewaschen
zwischendurch und mit voll aufgedrehtem Wasserhahn verschwinden locker jedes
mal zwei bis drei Liter im Ausguss. Mal sieben! Jede Wache hinterlässt der
Ablösung ein sauberes Geschirr. Das heißt: Abwasch in der Pantry alle vier
Stunden. Minimum vier Liter gehen dabei drauf, mal sechs. Waschtag ist auf der
Luv beinahe an jedem Tag. Mal schrubbt einer seine Hosen mit Rei in der Tube,
mal weicht der andere seine Unterwäsche in einer Pütz mit Frischwasser ein.
Immer baumeln nasse Kleidungsstücke am Seezaun der Luv. Von gestern bis heute
haben wir an die 140 Liter verbraucht, zwanzig Liter pro Mann und Nase.
Mit all
diesem gedankenlosen Luxus ist jetzt Schluss. Trinkwasser ist nur noch zum
Trinken da, schließlich heißt es deshalb so. Kochen geht auch noch, und
Zähneputzen. Aber nur mit halbvoll gefülltem Becher den Mund ausspülen. Und der
ganze Rest? Seewasser ist schließlich auch Wasser. Man kann damit spülen,
Pellkartoffeln kochen. Händewaschen ist schon grenzwertig, Wäschewaschen geht
gar nicht. Die gesalzenen Klamotten werden kaum trocken und kratzen ganz
furchtbar auf der Haut.
Derweil wir
uns innerlich auf die anstehenden Unannehmlichkeiten und Entbehrungen
einstellen ist Claus kopfüber im Maschinenraum verschwunden. Nach einer Weile
taucht er wieder auf: „Der Motor läuft wieder. Es waren die Kohlen.“
Der
Watermaker macht wieder Wasser mit Hilfe von Strom aus dem Generator, hohem
Druck und ausgetüftelter Osmosetechnik. 25 Liter in der Stunde. Das
schafft. Basti nimmt an der Dusche am Heck sein vorhin noch abgesagtes
Ganzkörperbad. Michael und Arne waschen das Geschirr ab. Die Stimmung an Bord
erreicht in kurzer Zeit ihr gewohnt hohes Niveau. Der Wasserverbrauch auch.
Nein stimmt
gar nicht. Basti hat sich zwar mit Süßwasser kurz abgespült, zuvor jedoch mit
einem Eimer Seewasser gewaschen. Michael hat das Geschirr mit Salzwasser
vorgespült und so den Süßwasserverbrauch halbiert. Der Wasserhahn bleibt öfter
zu und ist bei Gebrauch kürzer auf. Wir haben was gelernt.
Der
Prokopfverbrauch an Land beträgt übrigens 127 Liter pro Tag. Quelle: Wasserwerke
Heiko Tornow