Meltemi - 16.Tag - Die Maenner der Meltemi und der Kampf mit der Natur

2000 Jahre Evolution, aber veraendert hat sich nicht wirklich etwas. Maenner bleiben Jaeger und Sammler.

Seit ueber zehn Tagen ziehen wir nun schon erfolglos eine Angelleine hinter uns her. Noch in Gran Canaria war die Koeder-Sammlung ergaenzt worden - um noch mehr Kraken und kraken-aehnliche Gebilde aus Plastik, in gelb, orange, auch in disco-glitzern. 10, 15 Zentimeter lang. Riesige Koeder in den Augen von Monika und Ines... doch die Maenner der Meltemi waren ueberzeugt: Wir ziehen 'raus auf den Atlantik und grosse Fische sind unser Ziel! So mancher Fisch wird wohl verdattert geguckt haben, was da an buntem Plastikzeugs also die letzte Zeit mit zehn Knoten so durchs Wasser gebrettert ist.

Dann endlich! Sonntagabend ist es soweit, es tut sich was am anderen Ende der Angel. Sie biegt sich, dass sie fast bricht. Was fuer ein Teil muss da dran haengen! Alle fuenf Maenner der Meltemi-Crew aufgeregt, voll Jagdfieber ins Cockpit. Als die Leine ans Boot rangeholt wird, weicht das Ungetuem aus, gleitet unter das Boot. Wow! Das Biest, es wehrt sich! Fordert die Maenner der Meltemi zum Kampf heraus! Und die nehmen die Kampfansage an.
Drei der Maenner hangen sich also im Scheinwerferlicht an die Leine, um das schwere Teil an Bord zu hieven, aechzend, unter groesster Kraftanstrengung. Langsam, nur Zentimeter fuer Zentimeter geht es voran. Die anderen legen bereits das beil-artige, groesste Messer bereit, das die Meltemi-Pantry zu bieten hat. Auch die Puetz steht parat, um das Cockpit zu fluten, sobald es zum Blutbad kommt. Die Hoffnung auf einen schmackhaften Mahi Mahi macht die Runde, oder einen grossen Thunfisch. Aber auch Barracuda wird geraunt und was vom weissen Hai.
Es entspinnt sich ein heroischer Kampf zwischen fuenf Maennern und der Natur. Nach 15 schweisstreibenden Minuten gelingt es dann den Meltemis, den Gegner an Bord zu ziehen: Ein fussballgrosses, schweres Bueschel aus gelb-gruenem Seegras!
Inzwischen ist die ueberdehnte Angelleine komplett und endgueltig gerissen. Somit wird es in der verbleibenden Zeit - sehr zur Freude von Monika und Ines - keine weiteren Mordversuche an unschuldigen Fischen im Atlantik geben. Die bunten Koeder-Kraken wurden derweil in der Tupper-Box verstaut. Bis zur naechsten Crew werden sie nach zwei anstrengenden Wochen in der Backskiste ihre Ruhe haben.
Ach ja, dem Seegras wurde uebrigens die Freiheit geschenkt. Andreas
braucht es nicht wirklich fuer die Suppe, er graebt noch immer unter Bodenbrettern halbwegs frisches Gemuese aus.

Und ansonsten? Noch 248 Seemeilen bis zum Ziel, wir rechnen mit Ankunft am Mittwoch. Nils sorgt sich bereits vor der Landkrankheit - bezweifelt, dass er auf festem Boden nach Wochen auf See ueberhaupt das Gleichgewicht halten kann. Philosoph Alexander traeumt von einem Empfangs-Komittee aus blumen-behangenen Maedchen in Bastroeckchen (...erst auf den zweiten Gedanken wird klar, dass diese Idee eher in die Suedsee oder nach Hawaii gehoert). Klar ist: Alle freuen sich auf ein kuehles Bier an Land, dem dann auch mal - welch Luxus! - ein zweites oder drittes folgen darf. Und natuerlich, ein ruhiger Liegeplatz am Steg ohne Kraengung ist auch nicht zu verachten. Sleepless on the Atlantic Ocean - das wird dann fuer Nils und Ines endlich ein Ende haben.

Zu unserer Preisfrage "Wie viel haben wir fuer die Provantierung dieser Atlantikueberquerung ausgegeben?" geben wir Euch heute den Hinweis, dass wir zehn Kilo Muesli mitgenommen haben.

Zur Erinnerung, bislang liegen Euch diese Infos vor:

Hinweis 1: 7 Personen - 5 Maenner, 2 Frauen, 20 Tage
Hinweis 2: 15 Kilogramm Frischfleisch, dazu 7 Huehnerbeine
Hinweis 3: 60 Packungen 1 Liter Milch
Hinweis 4: 60 Rollen Klopapier
Hinweis 5: 420 Liter Mineralwasser
Hinweis 6: 80 100-Liter-Muellsaecke und zwei grosse Flaschen Spueli
Hinweis 7: 15 Kilo Aepfel

Beste Gruesse von den Frauen der Meltemi-Crew, Monika & Ines.