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Likedeeler - Zwischenbilanz (Lisa)



Während ich diese Zeilen schreibe, werden wir streckenmäßig die 50%-Hürde nehmen. Halbzeit ist angesagt, und ich frage mich allen Ernstes, wo die letzten 10 Tage, die wir jetzt schon auf dem Ozean verbracht haben, bitteschön, hin sind. Ich frag mich auch, was ich Euch noch davon berichten könnte. Denn eigentlich passiert nicht sonderlich viel auf der Likedeeler. Matti und Kai fangen jeden Tag einen sehr leckeren Fisch, mit dessen Zubreitung die Mannschaft immer alle Hände voll zu tun hat. Das Auffuttern vom selbigen findet dann allerdings in Null-Komma-Nix statt. Das anschließende Spülen ist etwas, an dem die McKinseys dieser Welt ihre wahre Freude dran hätten. Es beansprucht die gesamte 5-köpfige Crew. Einer mit langen Armen hält zu dreckiges Geschirr zum Vorspülen über Bord in die Wellen und gibt es dem "Angeber", der das Zeug weiterreicht. Der Nächste wäscht dann alles penibel in der Salzwasser-Spüli-Pütz in der Plicht sauber. Der Vierte trocknet ab, und der Fünfte steht im Salon und verräumt das ihm runtergereichte Geschirr seefachmännisch. Auch wenn man hier sicherlich irgendwie effektiver vorgehen oder sogar einen Posten wegrationalisieren könnte, das Ganze ist eine Form des Teambuildings. Und wisst Ihr was? Es ist uns schnurzpiepegal wie lange wir dafür brauchen. Wir haben ja Zeit.
Wobei, wenn ich ehrlich bin, stimmt das nicht ganz. Ich finde an Bord eigentlich nie Zeit für Dinge, die ich mir zu Hause so schön ausgemalt habe. Ein Buch zu schreiben, beispielsweise. Oder Stunden mit den Kindern Skat zu spielen, was ich ihnen beibringen wollte. Oder auf dem Sonnendeck entspannen und zu meditieren. Oder mich mal mit meinem Mann zu unterhalten. So über die Zukunft und so. Für all solche recht banalen Dinge finden wir hier keine Zeit. Dinge, wegen denen wir eigentlich diese Reise angetreten sind.
Es gibt halt immer was zu tun auf der Likedeeler. Und wenn es eine neue Runde im Spülwettkampf ist. Und, wer weiß was die nächsten 10 Tage noch so für uns bereit halten.
Bitte, bitte u.a. eine sichere und, wenn möglich, fröhliche Überquerung der Ziellinie in St Lucia.
Liebe Grüße an Euch da draußen. Bleibt bitte alle gesund und munter.

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