Pura Vida - Tag 18
09.12.2015, 18. Tag auf See
Tja, nun segeln wir mit absehbaren Schritten unserem Ziel entgegen. Unser Tag ist ausgefüllt, man glaubt es kaum...Wache, Schlafen, Fischen, Essen kochen und wieder Wache oder Schlafen...
Vor drei Tagen gab es eine nette kleine Begebenheit: nach unseren lustigen Müllspielen (der Plastikmüll wird schön klein geschnitten und dann in der Segellast verstaut, der stinkige kommt hinter das Dingi, da Wind von hinten;-)) Ebba hatte ihn nach vorne gebracht und Fabian hat assistiert, sehen wir doch glatt neben dem Schiff eine ca. 1m lange Dorade, die munter fliegende Fische jagt, welche durch unser Boot aufgescheucht wurden. Sofort war der Jagttrieb bei den Jungs geweckt. Alex versuchte mit unser Angel die Dorade zu ködern. 2x hatte sie den Köder schon im Maul und wieder ausgespuckt. Dann würde auch noch eine zweite Handangel rausgeholt....vergebens. Sowohl ich, als auch der Fisch lachten....es war dann auch Alex' Wache und die Dorade blieb bei uns, war quasi für drei Stunden unser Haustier...und auch Alex' Beschwörungsversuche blieben ungehört...
Nachts dann hätten wir richtige Duschen von Oben. Als mich Alex ablöste, ging's los. Ich war dann Grad drin und wieder trockengelegt, da rief er wieder, ich bin ja sein Standby. Der Wind toste und der Regen kam als Dusche und so war moralische Unterstützung nötig. Man glaubt kaum, wie schwierig es ist, sich dann noch zu orientieren, wo der Wind grad herkommt und entsprechend Kurs zu fahren. Und ich möchte an dieser Stelle betonen, wir fahren von Hand, ohne Autopilot, da er zu viel Strom verbraucht. Apropos Strom, ich hoffe wir kommen noch bis nach St. Lucia mit vollen Batterien. Den Motor unter Last trau ich mich nicht zu verwenden, er macht eigenartige Geräusche und wird hoffentlich noch bis zum Hafen halten. Laden im Leerlauf geht, hört sich aber nicht gerade prickelnd an. Irgendwo gibt es einen Leistungsabfall. Ich hab alle Filter überprüft, Alex wollte schon ins Wasser, schauen ob was am Propeller ist, aber das ist nur die letzte Wahl. Bei 5000m Wassertiefe fühle ich mich bei dem Gedanken nicht wohl. Und jetzt sind wir tatsächlich ein Segelboot. Und niemand glaubt, wie sehr man die Flöhe nachts Husten hört....aber bei Tageslicht ist dann wieder augenscheinlich alles gut. Wir fahren ja nun schon seit Tagen auf Backbordbug, mit ausgeräumter Genua. Mei, drückt die Daumen, dass alles hält. Bisher ist außer einer Toilettenhalterung noch nichts gebrochen. Und diese hatte ich noch da.
Unsere frischen Lebensmittel neigen sich auch langsam dem Ende entgegen, aber werden bis zum Ziel reichen. Heut gibt es Dorade in Tomatensoße und Reis nach karibischer Art mit Gurkensalat und Dill. Ach so, wir haben unseren eigenen Garten angelegt und ernten nun täglich frische Kresse. Auch meiner Geranie und Erdbeere geht es gut. Tageswerk von heute war, unsere Wasserauffangeinrichtung zu installieren. Der nächste Regen geht dann in den Wasserkanister. Tja, nun schnorrt das Maschinchen und lädt brav die Batterien, das Dinner wird grad serviert und wir segeln in den Sonnenuntergang, alle frisch geduscht. Da es so warm ist, ist es eine Wonne, sich das Meerwasser überzugießen. Man will da gar nicht mehr aufhören.
A bissle Wehmut macht sich bei Fabian und mir nun auch breit, es ist ein sehr angenehmes Segeln und das Ende nun absehbar. Ich freu mich aber schon, mal wieder ohne knarzen schlafen zu können und hoffe die Pura Vida hält durch. Nach der Tour gönne ich ihr eine Wellnesskur mit Ölwechsel, richtig sauber machen und Rumpf polieren.
Wir grüßen euch ganz herzlich von unterwegs, noch 480nm bis zum Ziel, Ankunft wird wohl Sonntag werden.
Eure Birgit und die Crew der Pua Vida