Es wird endlich warm, auch in der Nacht. Die Hundewache
von 24:00 – 04:00 Uhr hat heute erst in der letzten Stunde lange Hosen
angezogen. Im Cockpit war es fast wie auf der heimischen Terrasse . Nur die
Getränke fehlen – im Dienst wir nicht getrunken! Dafür Musik aus den iPhones und
Bumboxes - und dieser wahnsinnige Sternenhimmel. Gerade jetzt in den
Schwachwindnächten haben wir erst richtig Gelegenheit, diesen Anblick voll zu
genießen. Du siehst die ganze Milchstraße von einem Horizont zum anderen und
weißt wie klein wir hier auf dem Atlantik sind. Und deshalb sind wir wachsam.
Die ganze Nacht über hat uns in etwa 10 Meilen Entfernung ein Gewitter mit
heftigsten Blitzen begleitet. Da ging über mehr als 10 Stunden richtig die Post
ab. Zur Sicherheit haben wir die Entwicklung des Gebietes immer wieder mit dem
Radar überprüft und das Groß runtergenommen. Außer ein paar Tropfen haben wir
aber nichts abbekommen. Ein Glück. Da will keiner reinkommen!
Heute morgen haben wir wieder
einmal Wale gesichtet, schon das zweite Mal. Gestern hat uns eine Delphinschule
mit dutzenden der intelligenten Säuger eine Zeit begleitet und mit dem Boote
gespielt. Dinge, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt.
Die Stimmung ist gut. Christoph schafft es nach seinem
Starkwindsturz gegen den Salontisch schon wieder aufzustehen und hin und wieder
zum Essen rauszukommen und Rainer`s blaue Flecken vom doppelten Einsatz am
Masttop sehen auch schon wieder passabel aus.
Die Flaute seit 2 Tagen nervt alle. Wir wollen segeln. Es
macht sich der running Gag breit, dass es gar keinen Passatwind gibt, weil ihn
noch nie jemand an Bord erlebt hat “grins”. Heute Nacht soll es besser werden
sagen die Gripfiles. Hoffentlich haben die recht. Der Müßiggang hat auch seine
Vorteile. Mittlerweile können alle, die sich daran probiert haben den
Diamantknoten, um sich Tauwerksschäkel zu basteln, sogar Harald, der keine
Gelegenheit auslässt, seine Knotenergebnisse zu präsentieren.
Die Windstille lässt alle rechnen. Wir brauchen am Tag 3
Stunden Maschinenlaufzeit um die Batterien zu laden. Um aus der Flaute
rauszukommen müssen wir auch motoren. Eine Reserve rechnen wir ebenfalls ein.
Motoren geht deshalb nur begrenzt. Also muss der Wind möglichst bald einsetzen
sonst sind alle Terminplanungen im Eimer. Über unterschiedlichste Wege sind wir
noch mit der Heimat verbunden und lassen uns regelmäßig unsere Platzierung
durchgeben. Auch wenn alle immer so tun als sei das gar nicht so wichtig (“...
wir wollen doch nur gesund rüberkommen) trifft sich sofort die ganze Crew wenn
es neue Meldungen zur Platzierung gibt. Also: Der Ehrgeiz ist noch da, jetzt
fehlt nur noch der richtige Wind – vorzugsweise Passatwind, damit der running
Gag aufhört ....
Rainer