Wir sind gestartet
Der fünfte Tag auf See ist angebrochen und die Bordroutine
macht sich langsam breit. Aber zunächst zurück auf Anfang:
Wir, die neue Crew für das Leg Galapagos-Marquesas (Gottfried, Tommy und
Rainer), treffen uns rechtzeitig im Flieger in Amsterdam. Als Gottfried und Tommy schon im Flieger sitzen, landet
mein Anschluss Flug aus DUS gerade. Der
Adrenalinpegel steigt etwas und es folgt ein Dauerlauf bis zum Gate an dessen
letzten Finger. Die Stewardess winkt schon aufmunternd und erklärt mir, dass
mein Gepäck es wohl nicht schafft. Mir fehlen die Worte…
Nach einer kurzen Zwischenlandung in Quito erreichen wir pünktlich Guayaquil.
Die Passkontrolle nimmt sich selbst sehr wichtig und es dauert endlos lang.
Dann aber eine gute Nachricht: mein Gepäck hat es doch noch geschafft.
Tommy Segelgepäck, vor allem das Ersatz-Bugspriet (eine recht unhandliche
dreieckförmige Alukonstruktion) ist zum Überfluß auch noch mit drei langen Leinen
bewickelt sorgt für Aufmerksamkeit. Nach dem Einchecken im Hotel geht’s noch auf
eine kleine Erkundungstour und wir landen im Sushi Restaurant. Sehr fein und
lecker.
Der Samstag fängt mit Regen und sehr früh an. Das letztere
ist aber Aufgrund der 6h Zeitdifferenz nicht weiter tragisch. Wir geben uns
Mühe die exakten Anweisung für das Einchecken einzuhalten: 1) Immigration
Permit für Galapagos (20$), 2) Gepäckdurchleuchtung und Versiegelung, 3) Boarding
Pass. Dem freundlichen Herrn am Check-In entgleiten die Gesichtszüge, als wir ihm
den Bugspriet auf das Band legen. Er stellt sich wirklich als sehr freundlich
heraus und nachdem er uns die Rechnung über 100$ für das Übergepäck ausgestellt
hat, entschuldigt er sich für den Aufpreis und gibt uns Dreien ein Upgrade in
die Business Klasse.
Für das Bezahlen der 100 $ erwartet uns (Tommy) die vierte Schlange und nach
weiteren 20min ist es dann geschafft. Die Verspätung des Fliegers ist nicht
weiter von Bedeutung und wir heben ab in Richtung Galapagos. Der Tag-Anflug,
das schöne Wetter und zwei 360 Grad Schleifen geben uns einen guten Überblick.
Die Absperrbänder für den Besucherandrang sind wohl eher auf Schiphol
ausgelegt, dafür werden dann alle Koffer schön ordentlich aufgereiht und ein
Spürhund balanciert sehr elegant von einem zum anderen und schnüffelt nach
verbotenen Dingen.
Wir fahren eine Ewigkeit (40min) über die Insel Santa Cruz und landen im Hafen von Puerto
Ayora.
Nach dem ersten „Hallo“ an Land mit der Regattaorganisation tauschen wir das
Land Taxi gegen ein Wassertaxi. Nahezu alle ARC-Schiffe liegen hier schön
verteilt in der Bucht und zum ersten Mal taucht Hanna im Blickfeld auf. Die
alte Crew nimmt uns freundlich in Empfang und 2min später steht der Champus gut
gekühlt im Schatten der riesigen Achter-Terrasse
Eine (aller erste) Einkaufsliste wird erstellt und
schließlich geht’s per Wassertaxi mit
Tommy und Harald an Land zum Einkaufen. Die Taxen sind sehr gut organisiert und
pro Fahrt und Kopf bringen sie einen nach kurzem Anruf auf Kanal 14 schnell an
Land. Der Supermarkt ist mäßig sortiert und wir verschieben einen Teil der
Einkäufe am Dienstag in der Hoffnung Gemüse und Obst auf einem Frischmarkt zu
erstehen. Die erstandenen Schätze verschwinden in den unendlichen Weiten der
Stauräume und wir präparieren uns für die Happy-Hour (17:00h) im Cafe Hernan.
Großes Hallo und „welcome back“ für Tommy und Gottfried. Auch der „Neue“ von
der Hanna wird sehr nett aufgenommen. Ist wie eine große Family. Die
Biervorräte der Bar sind bereits nach 30min erschöpft und so erfolgt der Umstieg
auf Caipirinia oder Mojito….
Irgendwann meldet sich der Hunger und nach der Überwindung der nicht
unerheblichen Bindungsenergie finden wir uns in der „Gourmet-Avenue“ wieder.
Ca. 100m Straße mit Tischen aufgefüllt und durch die sich nahtlos aneinander
fügenden „Restaurants“ bewirtet. Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich die
Restaurants als Fischgrills unter einem Wellblechvorbau und die Vielfalt der
Gerüche lässt Einiges erwarten. Der frisch gegrillte Fisch schmeckt und ein
paar Mojitos später ist die Bettzeit erreicht.
So
Am Morgen zanken sich ca. 20 Pelikane um die beste
Fressposition an unserem Heck. Wohl nicht so einfach nur die leckeren „Bonsai“
Sardinen in den Fresssack zu bekommen und nicht gleichzeitig einer der vielen
kofferfischartigen Alternativen zu
fangen.
Deren zackige Außenhaut erzeugt großen Respekt bei den Pelikanen. Noch zu
erwähnen sind die zwei großen Turtles und der große Seelöwe der schon ein Auge
auf unsere Badetreppe geworfen hat.
Das wohl schon geplante Entermanöver wurde dann jäh durch den Anblick von Tommy
auf der Treppe in ein mit verächtlichem Bellen begleitetes Ausweichmanöver des
letzten Augenblicks geändert. Er würdigte uns dann keines Blickes mehr.
Mittags erwarten wir Besuch vom Geburtstagkind Harald und der Rest der alten
Crew und nach einem eher lauten als melodischem Ständchen genießen wir den
Champus standesgemäß.
Schon bald finden wir uns pünktlich um 1700 im Cafe Hernan wieder und lassen
uns den Geburtstagsdrink dort noch mal schmecken.
Harald hat uns sechs abends zum Essen in Angermayers Waterplace eingeladen. Die
Location ist cool, das Essen gut aber der Service unterirdisch. Zur akustischen
Abrundung gibt’s vom Nachbarrestaurant ganz derbe was auf die Ohren; ist ja
Karneval. In Köln würde diese Musik zu Karneval zur sofortigen lebenslangen
Verbannung nach Düsseldorf führen. Irgendetwas in Richtung Techno, House o.ä…
Mo
Die alte Crew hat sich auf den Weg gemacht und Tommy
arbeitet an seiner offenen Punkte Liste.
Für Gottfried und mich steht nochmal Einkaufen auf dem Programm. Ein 20min
Spaziergang zum angepriesenen „richtig“ großen Supermarkt führt uns zu
verschlossenen Läden. Zur Befriedigung des Kaufreflexes und Frustdämpfung lassen
wir uns bei einem kleinen Obst- und Gemüsestand ein paar Vitamine einpacken.
Nachdem wir aber den Preis erfahren fühlen wir uns nicht wirklich ernst
genommen, packen alles wieder aus und sitzen unverrichteter Dinge im Taxi
zurück an den Hafen.
Auch der Drink im Cafe Hernan hilft nicht wirklich und so finden wir uns bald
wieder an Bord und freuen uns über die nette Überraschung von Henry, Skipper
auf der „Like a Breeze“ in Form eines Baby Haies auf der bb Badetreppe.
Wir erledigen dies und das und vor allen das Wetter. Leider hilft die high-end
Computernavigation auch nicht über den windtechnisch recht schlechten Forecast
hinweg. Es sieht so aus, als müssten wir bis ca. 5 Grad weiter südlich laufen
um ein einigermaßen stabiles und starkes Windgebiet zu finden. Die Relationen
schwinden, denn 300 Meilen sind für einen normalen Segeltörn schon recht
sportlich, hier jedoch hat es dann eigentlich noch nicht wirklich angefangen.
Man fiebert der Preisverleihung um 1800 (natürlich wieder im bekannten Cafe)
entgegen.
Die ganze Regatta-Crew trifft sich auf einen Mojito und Hanna freut sich über
einen 2ten Platz, dessen Ehre und Verdienst natürlich der alten Crew gebührt.
Nach dem letzten Preis wird umgezogen ins Restaurant Le Jardin. Tolles
Ambiente, tolles Essen und sehr guter Service.
Di. 28.2
0600 Wassertaxi und zu Dritt zum Obst- und Gemüsemarkt. Hat sich gelohnt. Die
Marktfrauen freuen sich über den unerwarteten Wochenumsatz und wir schleppen
viele Taschen zurück an Bord.
Der Skipper kennt kein Pardon und die Mannschaft wäscht jedes Teil einzeln mit
Süßwasser ab. Anschließend landen die diversen Kilos von Tomaten, Äpfel,
Gurken, Nektarinen….. gewaschen auf dem Bugnetz zum Trocknen.
Die nächste Einkaufsrunde: diesmal gleich per Taxi zum Supermercado. Auch
diesmal glänzen uns die geschlossenen Rolladen entgegen. Um dennoch ein zwei
Haken auf die Liste zu setzen steuern wir die nächste „Metzgerei“ an. Die
hygienetechnischen Bedenken haben keine Chance gegen unseren festen Willen, ein paar Punkte auf der Liste
abzuhaken.
Der einzige Getränkeladen mit Chance auf Dosenbier hat natürlich auch zu. Das
fördert die Entscheidung in unserem Cafe einen kleinen Zwischenstop einzulegen.
Schlussendlich schießen wir diesen Einkaufstag mit einem größeren Einkauf in
dem Supermarkt gleich um die Ecke. Das Angebot hier hat stark unter der
Nachfrage der 26 Schiffe gelitten, aber die Checkliste wird zusehends „grüner“.
An Bord verschwindet alles wieder in diversen Stauräumen. Die Pelikane um unser
Boot herum zeigen sich ob unserer Aktivitäten nicht wirklich beeindruck, fühlen
sich wohl etwas gestört, wenn wir zwischendurch beim Baden auch etwas Platz im
Wasser beanspruchen.
1700 same procedure as every day….
Cafe Hernan zur happy hour.
Langsam wird’s ernst und die Wettervorhersage auch nicht besser.
Die Stimmung hat schon etwas von Aufbruch und Erwartung. Die Restaurantauswahl
ist schnell entschieden. Steak vom Grill. Beim zweiten Longdrink kommt schon
das schlechte Gewissen, denn morgen geht’s ja los..
Mi. 01.März
D-Day.
Um 0715 finden wir uns pünktlich im Migration Office ein, und zwar die ganze
Schiffsbesatzungen. Der Vorgang wird
natürlich in seiner Wichtigkeit durch die entsprechende Sorgfalt der Migration
Officers unterstrichen. Hinzukommt, dass die Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung
zum Datenabgleich nur ein paar Minuten und ein gelegentliches Neustarten des
Programmes erfordern.
Schlussendlich ist alles geschafft und nachdem auf dem Rückweg erledigen wir
die letzten Einkäufe und auch eine kleine Schuhreparatur.
Das letzte Mal ein Wassertaxi und nachdem wir gerade wieder
den Fuß aufs Schiff gesetzt haben erscheint auch schon der angedrohte
Drogen-Beamte und zwar gleich zweifach. Der Drogenspeziallist hatte eigentlich
nur Augen für das Schiff und nach einer eher oberflächlichen Inspektion der
drei Kabinen waren beide wieder schnell von Bord.
Tommy bringt die letzten Wetterdaten. Es hat sich nicht viel verändert und wir
bleiben bei der Strategie unter ca. 230grad südlichere Breiten anzulaufen.
Endlich: 10:30 es geht los. Der Heckanker brauchte etwas Überzeugungsarbeit uns
endlich freizugeben, Maschine an und Buganker frei, die erste zielgerichtete
Bewegung des Schiffes.
Der Start pünktlich um 1200. Unspektakulär aber schön anzuschauen.
Das Boot läuft gut unter Groß und Windseeker sind wir mit ca. 5.5 kn unterwegs.
Besser als erwartet, wir kommen auch ohne Motor voran.
Der Autopilot folgt dem Wind und langsam verschwindet die Insel am Horizont.
Zu früh gefreut. Nach ca. 5h lagt der Wind sich schlafen und da hilft nur noch
der Motor weiter.
Die Wachen werden eingeteilt. Wir gehen 3*4h nachts von 0600 bis 0600 und 2 mal
6 tagsüber. Das bringt eine schöne Rotation für unsere Dreiercrew.
Das erste Essen an Bord ist auch schon eine Premiere. Haifischsuppe alla Henry,
sehr lecker von Gottfried zubereitet.
Do. 2-Sa. 4.
Die Bordroutine macht sich breit. Die morgendliche Analyse der neuen
Wetterdaten hatte bislang noch keine positive Überraschung. Das Zauberwort
heißt Konvergenzzone und die macht sich gerade über uns richtig breit. Die
ersten stabilen Winde und sogar von der richtigen Seite warten südich des 7-8 Breitengrades
(hoffentlich). Bis dahin ist es ein „Dieselgame“. Für eine Strecke von ca.
600nm sind die Tanks nicht ausgelegt. Bei den täglichen Roll-Calls um 0900 und
1800 ist das natürlich ein Hauptthema.
So versuchen wir die ein oder andere WIndzone (mit max 7kn) segelnd
auszunutzen um bald darauf wieder den WIndseeker zu bergen und mit Großsegel
und Maschine Kurs 210 zu laufen.
Die Fische scheinen genauso träge zu sein wie der Wind und unsere attraktiven
Köder in Form von 2 Plastik-Oktopussen wird keinerlei Beachtung geschenkt.
Die Highlights sind somit eher nicht segeltechnischer Art, aber genauso gut.
Baden (bei gestopptem Schiff) mitten im Pazifik. Unglaubliche 31Grad Wassertemperatur
und eine bestechend türkis/blaue Farbe.
Sunset mit Regenbogen und ein entsprechender „sundowner“.
„Einschiessen“ des brandneuen Sextanten. Es hat schon was anachronistisches an
Bord dieses Hightec , die manuelle Astronavigation aufzupolieren. Wir sind noch
auf der hoffentlich steilen Lernkurve, aber freuen uns schon über 1 stellige
Meilenabweichungen.
Es wird wohl noch etwas dauern, bis wir unsere GPS Navigation mit dem
Sonnenschuß eichen können J.
Gottfried verwöhnt uns mit seiner Koch Kunst. Der Speiseplan wir vornehmlich
von der Zerfallsrate des gekauften Gemüses bestimmt. Alles sehr lecker.
So. 5 März
In der Nacht hart der Wind doch endlich ein Einsehen mit uns. Nach ein paar
Startschwierigkeiten und entsprechenden Segelbergen und –setzen steht unser
„kleiner“ Parasail mit 270m² recht
stabil und bringt uns bei 10kn Wind mit ca. 5kn weiter auf 210 südlich.
Liebe Grüße von Bord
Rainer