Angkor - Tag 2 auf dem Wasser: Gestartet!
Wir gucken und tuckern Richtung Startlinie, plötzlich rennt Skipper Matt nach hinten und guckt ins Wasser – wir haben eine Leine überfahren! Das klingt nicht schlimm, aber eine Leine in der Schraube ist mindestens ein Problem, gern aber auch ein schlimmer Schaden. Ich muss natürlich an unseren ersten Tag denken. Angkor hatte ich gerade gekauft und es war unsere erste Ausfahrt. Vielleicht waren die 100 km/h Wind kein ideales Spazierwetter, aber auch damals haben wir vermutlich eine Leine überfahren. Große Schäden am Boot und wochenlange Probleme waren die Folge.
Zum Glück! Die Leine taucht hinter dem Boot wieder auf – sie ist also nicht in der Schraube. Wir schauen hinter uns, da verlassen noch fast 100 Boote die Marina, alle sind in Gefahr diese Leine zu erwischen. Also setzen wir zum Erstaunen der hinter uns ankommenden Boote rückwärts. Nur so können wir versuchen, die Leine zu bergen. Viel Kraft kostet es, die Leine hochzuziehen. Es scheint, als sei sie am Grund befestigt – stimmt aber nicht, Stück für Stüvk kommt sie hoch. Während uns langsam heiß wird, kommt ein ca. 2 x 1 Meter großer Fangkorb in Sicht. Den zu bergen ist zu riskant für unser Boot. Wir schneiden direkt darüber die Leine ab, der Korb sinkt wieder zu Boden, aber die Leine ist nicht länger eine Gefahr für Boote.
Dabei hatte alles ganz entspannt angefangen. Bei viel Musik und winkenden Zuschauern und allgemein begeisterter Stimmung sind alle froh, dass es endlich losgeht. Wir müssen auf den Start leider noch etwas warten. Wir dümpeln mit allen anderen vor einer gedachten Startlinie. Um 12:30 sollen wir mit ca. 35 weiteren Booten über die Startlinie fahren, dann folgt 15 Minuten später eine weitere kleine Gruppe und dann nochmal 15 Minuten später alle anderen. Diese tolle Ansammlung wartender Boote will ich natürlich gern auch mit meiner Drohne fotografisch einfangen. Noch 22 Minuten zum Start, genug Zeit. Leider will die Drohne mal wieder nicht so wie ich. Kaum eingeschaltet, startet sie sofort. Die Elektronik ist eindrucksvoll, aber leider unausgereift. Ich greife mit den Händen zu – fünf Drohnen habe ich schon verloren, ich will diese jetzt nicht am ersten Tag verlieren. Leider ist das keine gute Idee – die Propeller schneiden in den einen Finger und schrapen von dem anderen die Haut runter. Es ist nicht schlimm, aber gleich kommen mir im Kopf die Geschichten von Entzündungen kleinerer Verletzungen hoch...Das Filmen mit der Drohne schenke ich mir dann. Da außerdem drei Wochen ohne Alkohol und Rauchen auf mich warten, beschließe ich einen letzten Zigarillo zu rauchen. Mit dem Zigarillo zwischen den Zähnen flucht es sich auch besser auf die verdammten chinesischen Drohnen die dumme Leute ohne Handschuhe fangen.
Mein Angelpech bleibt mir in gewisser Weise treu. Die gestern gekaufte Angel fängt einen Fisch, aber ich bekomme es nicht mit. Zum Glück ist unser Angelprofi Axel am startet, holt einen kleinen Mahi Mahi rein – den gibt es dann als Sashimi mariniert mit Papaya usw. zum Abendessen. Wir glauben, dass wir das Boot mit dem besten Essen auf der ARC sein werden. Alles sehr lecker, danke Krystyna!
Das Abendessen hatte sich etwas verspätet. Unser Skipper Matt hatte – wie sich gleich noch zeigen würde – die richtige Idee, den neuen Spinnaker nicht über Nacht zu fahren. Dieses gewaltige 300 qm Segel haben wir gerade erst gekauft. Ich habe keine Erfahrung mit irgendeinem Spinnaker, aber mit diesem hatte eben noch niemand Erfahrung. Wie hatten ihn ja erst einmal probiert. Also, ganz konservativ langweilig sollte der Spinnaker dann bei Sonnenuntergang runter. Das heißt ´all hands on deck´ und den Spi nach vorn wegfliegen lassen. Er kommt aber unten etwas langsam los – dann knallt es und das Spi-Fall reißt (wo der Spinnaker oben am Mast fest ist). Das Fall holt noch die 3-Farbenlaterne und das Ankerlicht von der Mastspitze runter – beides schlägt neben Knut ein. Das Spi fliegt zum Glück neben uns ins Wasser (statt vor uns – dann hätten wir das Segel überfahren). Ich bin vorne und Knote eine Leine fest, die ich noch in der Hand habe. Das Spi kann nicht mehr weg und wir holen es mit vereinten Kräften über die Bordwand hoch. Soweit wir wissen ist alles gerettet und bis auf das Fall alles heil. Wir müssen nun das Fall des Code Zero Segels nehmen, etwas umständlich wohl, aber sollte gehen. Wir haben es aber noch nicht probiert.
Die Nacht war etwas aufregender als sonst. Noch sehr viel Verkehr überall. Der Tag heute war ruhig, hat uns von El Hierro nochmal etwas mit Internet versorgt und wir haben guten Wind.
Der Ausblick ist etwas durchwachsen. Wir haben uns für die schnelle, aber anspruchsvollere Nordroute entschieden. Der Trick ist, zwischen einer Flautezone im Süden und einem schwachen Sturm im Norden durchzukommen. Dabei werden wir es mit sehr wechselnden Winden zu tun bekommen, die von Null bis Sturm reichen. Das heißt beim Segeln Arbeit, weil die Segel angepasst werden müssen. GGf. heißt das auch wenig Schlaf, wenn die Wache alle zum Arbeiten weckt.
Soweit wir wissen sind wir momentan Nr. 9 von 29 Booten in unserer Klasse (Multihull). Gibt ne tolle App, YB Race, die wir leider selbst mangels Internet nicht nutzen können.
Daniel Debes, S/Y Angkor, südwestlich Isla de Hierro, 20.11.2017
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