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Lei Lei - 3. Tag auf hoher See - Pirouetten auf Kurzwelle
Lei Lei - 3. Tag auf hoher See - Pirouetten auf Kurzwelle
Lautlos zerschneidet der steil stehende Steven den Atlantik. Elegant gleitet lei lei durch die See. Achtern blickt man auf das luminiszierende Wasser. Es wirkt, als schütte jemand eimerweise Glühwürmchen ins Wasser.
Es ist jetzt bereits deutlich nach Mitternacht und die Sternschnuppen fallen vom sternenklaren Himmel um die Wette. Die Ruhe, die die See jetzt ausstrahlt lässt nichts mehr von den Erlebnissen des Vortages erahnen.
Der Autopilot ist nach dem Wind orientiert. Wir fahren daher ruhig Richtung Südwesten. Vor fünf Stunden hätte sich das keiner der Crew vorstellen können.
Wie von Fred bereits geschlildert begann der dritte Tag ereignisreich. Teilweise mit Überschneidungen. Probleme mit Wassermacher und Motor wurden gelöst, während wir zwei Finnwalen begegneten. Dazu kamen Flauten und Kurskorrekturen, Segel setzen und Einholen und das ganze mehrmals hintereinander. Zwischendurch gab es eine hervorragende Pasta Bolognese.
Gedanken darüber, dass die wichtigsten Systeme gestört sein könnten beunruhigen. Was soll da noch kommen?
Unsere Beiträge starten immer um 13:00 Uhr und berichten über die darauffolgenden 24 Stunden. Heute schreibe ich über den dritten Tag auf hoher See.
Unsere Daten zu Wind und Wetter erhalten wir in Datenpaketen per Funk über Kurzwelle. Die Dauer der Datenübertragung kann sich hier über gut eine Stunde hinziehen. Während der Zeit kommt es häufig zu technischen Eigenheiten. Wer aufmerksam unseren Kursverlauf folgt, erkennt einige Kreise und Pirouetten, die lei lei auf dem Wasser tanzte. Gegen den späteren Abend übernimmt der Autopilot auch nicht mehr die von uns verlangten Kursdaten. Die Ruderlage und der Autopilot kommen auf keinen gemeinsamen Nenner. War es einer der Wale? War es die Kurzwelle? Wir kommen nur auf ein Ergebnis. Die Kurzwelle.
Nach der Suche in unzähligen Unterpunkten im Menü des Autopiloten gibt es eigentlich nur eine Möglichkeit:
RESET !
Den Autopiloten auf dem Atlantik zurückzusetzen ist gewagt. Findet er automatisch eine Grundeinstellung? Wie kann er kalibriert werden? Es gibt zwar seitenweise Bedienungsanleitungen, diese geben jedoch keinen hilfreichen Aufschluss.
Uns bleibt nichts anderes übrig. Wir setzen den Autopiloten auf die Werkseinstellungen zurück.
Nach ersten Tests macht er nichts mehr. Das System verlangt eine Neukalibrierung. OK, was bleibt uns anderes übrig? Es ist bereits dunkel. Die ganze Nacht am Steuer stehen und manuell unter Segel bei drehenden Winden den Kurs halten? Bis in die Karibik? Das will sich die Crew gar nicht vorstelllen.
Wir schaffen es und lassen lei lei ein paar S-Kurven drehen. Alles läuft wie geschmiert.
Wir hissen das Gross sowie die Fock und fahren einen neuen Kurs mit dem Wind.
Als ich zu meiner Nachtschicht um 01:00 Uhr morgens aufstehe, haben wir bereits einige Boote und Mitstreiter wieder eingeholt. Vom Jäger zum Gejagten.
Lautlos zerschneidet der steil stehende Steven den Atlantik. Elegant gleitet lei lei durch die See. Ich bewundere einige Zeit die Sterne und das luminiszierende Wasser. Fast schon etwas kitschig. Ich mache mir ein kleines Frühstück. Alles funktioniert einwandfrei. Die Nachtsschicht vergeht schnell und ich werde schon wieder von Fred abgelöst.
Am nächsten morgen ist der Wind wieder weg. Motoren ist angesagt.
Als die Wetterdaten übertragen werden steuern wir manuell unter Motor. Das Navi und der Autopilot werden vorsorglich abgeschaltet, damit diese nicht wieder beleidigt sind.
Der Motor bringt wieder Fehlermeldungen. Wir fahren aber weiter. Die Wetterdaten brauchen wir.
Es ist wieder Mittag, und wir motoren.
Autor: Rudi
letztes Etmal: 134 sm
Position (12:00 UTC): 23°45'N 020°49,4'W
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