Lei Lei - 5. Tag auf hoher See - Harte Zeiten
Kaum hatte ich gestern meinen Beitrag beendet hallte der Warnruf Fisch, Fisch! über Deck. Die Rolle der Rute gab kreischend Angelschnur frei und Alex übernahm in bewährter Manier seinen Job. Das Ergebnis war ein 7 kg schwerer Thunfisch, der in Minutenschnelle ausgenommen und filettiert war. Köstlich !
Wie meine Leser bereits wissen gibt es beim Segeln eigentlich nur 2 Aggregatzustände: kein Wind oder zu viel Wind und das Letztere immer von vorne. Wir erfahren das gerade erneut. Nach der lähmenden Flaute in der wir unseren halben Dieselvorrat verfeuert haben, hat uns das Tiefdruckgebiet nun voll erwischt. Es bläst mit 25 Knoten aus Südwest, was gegenan einen scheinbaren Wind von ca. 30 Knoten ergibt. Zu viel um Spaß zu machen, es ist primär nicht der Wind der uns zermürbt sondern die hohen Wellen. "lei lei" fällt von einem Wellental ins nächste, fällt 4 bis 5 Meter ins Bodenlose. Die modernen Schiffe haben ein flaches Unterwasserschiff und das führt zu heftigstem Aufprall. Es kracht ohrenbetäubend, die gesamte Struktur erbebt, die Schapps und Schränke machen Geräusche als würden sie bersten. Das zermürbt auf Dauer. Wir ändern daher den Kurs und versuchen uns vom Tief zu entfernen. Leider geht das nur durch Aufgabe so mancher hart erdieselter Seemeile, denn der Wind bläst genau aus der Richtung, in der irgendwo die Karibik liegen muß.
Während ich diese Zeilen schreibe steht Kristian am Ruder und versucht uns vor den härtesten Schlägen zu bewahren. Plötzlich ein Kreischen, ich sehe durch die Luken nichts mehr, das Schiff legt sich schwer auf die Seite, läuft aus dem Ruder und dreht in den Wind. Die Kaltfront,die wir schon seit geraumer Zeit näher kommen sehen geht gerade durch. Jeder Meteorologe hätte seine wahre Freude daran, wie im Bilderbuch. Es kachelt mit 35 Knoten Wind, gleichzeitig heftigster Starkregen, dass man keine 5 Meter weit schauen kann. Der Spuk dauert ca. 8 Minuten, dannn ist es vorbei. Der Himmel wird heller, der Wind geht wieder auf 20 Knoten zurück und wir sind froh dass nichts kaputt gegangen ist.
Autor: Christian
letztes Etmal: 152 sm
Position: 22°58,6'N 025°19,3'W
Übrigens: Laut der ARC Positionenliste sind wir in unserer Gruppe B Cruising Vierter von 17. Startern. Bewertet wird hier nur die direkte Distanz nach St. Lucia und ohne die in Abzug zu bringenen Dieselstunden.
Previous
|
Next