Angkor - Tag 6: Schlaflos
Hört das denn nie auf? Der Bug taucht unter lauten Krachen in die Welle, das Boot bleibt zitternd fast stehen. Zum mehrtausendsten Mal. Natürlich kann man dabei nicht schlafen. Der Schlag unter mein Bett ist tatsächlich so heftig, dass ich darin nach oben gestoßen werde. Schlafen geht weiter hinten im Boot, mit voller Segelmontur und unter Gischt. Aber eigentlich geht auch das nicht, aber so bekommt jeder die wichtigsten 3 Stunden Schlaf. Essen wird auch auf das einfachste reduziert, dabei ist es wichtig gegen die Seekrankheit, die versucht, selbst in unserer routinierten Mannschaft ein Opfer zu erwischen. Eben habe ich versucht, einen Kaffee zu trinken. Auch dabei besteht die Gefahr, sich das heiße Zeug einfach selbst auf die Brust zu kippen, weil man den Mund nicht trifft.
Jetzt geht die Sonne unter und es sieht so aus, dass sich die Nacht wiederholt. Dabei wird auch weiterhin bei der Besatzung und mir Wasser durch die Luken laufen, wir werden wieder alle irgendwo auf den Bänken in Ölzeug schlafen. Aber das haben wir uns gewünscht, atlantisches Wetter. Jetzt wünschen wir uns aber anderes Wetter.
Wir haben die Nachricht bekommen, dass wir vom 6ten auf den 4ten Platz vorgerückt (Kategorie Multihull, 19ter Gesamt) sind. Leider ist einer dieser Plätze dem Umstand zu verdanken, dass der Trimaran „Rapido“ seinen Mast verloren hat. Die sind noch etwas nördlicher als wir gewesen und haben das Tiefdruckgebiet wahrscheinlich noch härter erwischt als wir. Trotzdem sind die Bedingungen eigentlich noch in einem gut beherrschbaren Bereich, bis 40 Knoten Wind, unter 4 Meter Welle. Rapido lag in der Marina von Las Palmas die ganzen Tage hinter uns am Kai. Sicherlich eines der favorisierten Boote und sicherlich mit vielen Plänen für die Karibik, mussten die nicht nur den gefährlichen Mastbruch überstehen, sondern haben jetzt auch frustrierende Tage des Rückwegs unter Maschine vor sich. Wir fühlen mit Euch!
Es gibt einiges an Problemen auf den anderen Booten: Zwei sind wegen Problemen am Rigg noch nicht gestartet, zwei weitere mit Problemen am Rigg unterwegs auf die Capverden, dazu Ausfälle wegen Segeln, Batterien, Verletzungen und Hydraulik, insgesamt neun Boote sind ausgefallen.
Daniel Debes, 1.988 Meilen vor St. Lucia, 24.11.2017
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