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Taurus - Blinder Passagier



Sonntag 20.01.2018

Am Sonntag spielten sich die Wachen ein und jeder von uns gewöhnt sich allmählich an den Wachwechsel. Wir freuen uns den ganzen Tag über rund 20 Knoten Wind, was uns mit zusätzlichem Schub durch die Welle von hinten zwischen 7-8 Knoten Speed over Ground brachte. In den ersten 24 Stunden haben wir stolze 157 Seemeilen geschafft. Zwischendurch hatten wir etwas mehr Wellengang und Wasser über dem Front Deck. Ich rief noch vom Kockpit runter in den Niedergang, man möge die vorderen Luken schließen, und dachte dabei nicht an die Luke hinten in der Achterkammer. An nichts Böses denkend spritze plötzlich unerwartet eine Welle hinten seitlich über und spülte eine Menge Wasser über das Achterdeck. Als ich mich umdrehte und mir auffiehl, dass die Achterluke noch offen war, war es bereits zu spät. Eine größere Menge Wasser war durch die offene Luke im Bett der achteren Kabine gelandet. An Schlafen war dort nun erst einmal nicht mehr zu denken. Ich ärgerte mich über meine eigene Dummheit und wir räumten die eine freie Koje im Vorschiff leer, um ausweichen zu können. Irgendwie scheint mich das Problem mit der salzwasser nassen Koje zu verfolgen. So erging es mir ja bereits schon auf dem Atlantik an Bord der Meltemi bei der Atlantik ARC 2017, als die Koje tagelang nicht benutzbar war, weil aufgrund eines eingeklemmten Tampen die Luke undicht gewesen war. Aber wenn man so etwas schon einmal erlebt hat, kann einen das auch nicht mehr wirklich aus der Ruhe bringen.
Sonntag Abend stellte sich endlich auch der Hunger bei der Taurus Crew erstmalig so richtig ein, und es gab frischen Salat mit warmen Würstchen. Erst beim Essen fiel uns auf, wie hungrig wir eigentlich in Wirklichkeit waren, schließlich hatten wir nicht allzuviel gegessen seit dem Start.
Kurz nach Sonnenuntergang bekamen wir plötzlich unerwarteten Besuch an Bord. Ein Vogel landete an Deck und machte es sich auf der Leeseite seitlich vom Kockpit gemütlich. Nach einigen Stunden saß er unverändert dort. Keiner von uns wußte genau welche Sorte das war, jedoch muss es ein Seevogel gewesen sein, da er Schwimmfüße hatte und einen langen spitzen Schnabel, der darauf schließen ließ, dass er zum Fische jagen geeignet war. Wir wunderten uns, wie unerschrocken der Vogel uns in seine Nähe ließ ohne aufzuschrecken. Vermutlich war er völlig erschöpft oder gar verletzt, oder aber er hatte vor Einbruch der Dunkelheit den Heimweg nicht mehr geschafft, sonst würde er sich wohl kaum freiwillig in diese beengende Situation an Bord in die Nähe von Menschen begeben. Wir ließen ihn in Ruhe, ich stellte ihm ein Schüsselchen Wasser hin und ein paar Brösel Reiswaffeln, was er natürlich alles wehement verweigerte. Stattdsessen war er stark beschäftigt damit, sich zu putzen und außerdem hatte er offensichtlich Dünnpfiff und kleckerte das Außendeck voll. Oje wenn das unser Skipper und Schiffseigner Wolfgang mitbekommt, das gibt dann bestimmt Ärger lol.
Dem Vöglein gefiel es so gut an Bord der Taurus, dass es uns die ganze Nacht Gesellschaft leistete. So schnell bekommt man wohl Crew-Zuwachs hier auf See.
Interessant ist noch zu berichten vom Mondaufgang. Dieser ging hinter einer Wolkenformation auf, welche aussah wie ein grosser Vogel mit weit aufgeschlagenen Flügeln. Ein beeindruckendes Bild, irgendwie stand diese Nacht ganz im Zeichen des Vogels. Wer weiss, vielleicht ist es ein Zeichen das uns Glück bringen wird.
Nach einer sternenklaren, ruhigen Nacht verabschiede ich mich von euch und melde mich bald mit neuen Erlebnissen von Übersee.

LG und bis bald
Nina & Crew





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