Wir haben exakt an der von unserem Wetterprogramm Predict Wind angegebenen nördlichen Höhe die Front erreicht.
Zuvor konnten wir unter Genacker auf Backbordbug raumschots bis fast achterlich NWW machen. Das war ein sanftes dahingleiten.
Dann, innerhalb von zehn Minuten drehte der Wind um 180 Grad und kam mit 18 bis 22 kn aus Nord. Alles vorhergesagt.
Und damit sind wir bei immer zunehmender Welle 345 Grad missweisend gefahren. Alles nach der Planung, aber gewöhnungsbedürftig, denn wir machten zwar Nord, aber entfernten uns von
den Azoren richtung Osten.
Demgegenüber blieben die anderen Yachten auf ähnlichen Kursen südlich von uns Richtung Ost. Sicherlich für die Yachten ok, die die nächsten Tage immer mal wieder motoren können,
aber das gilt nicht für alle. Vermutlich werden einige ihre Kurse auch nach Nord ändern.
Ihr könnt die Kurse aller Yachten auch auf der Seite des WCC unter Tracking sehen!
Es ist aber auch eine Überwindung, aus einer Komfortzone auf einen sehr stressigen Kurs zu wechseln. Wir haben jetzt zwar „nur“ 19 – 22 kn, bei fast allen Kursen für die BLUEWATER
MOONEY kein Problem, wir setzen dabei vor dem Wind noch den Spi, aber wir segeln hoch am Wind - Einfallwinkel scheinbarer Wind 22 Grad – und bei zunehmend aufbauender Welle ist damit jegliches normale Bordleben vorbei. Im Cockpit halten wir uns nur noch
alle 5 Minuten einzeln auf, und das auch nur um alles zu kontrollieren, alles andere Macht der Autopilot. Die Segel wurden wegen der aufkommenden See zweimal weiter gerefft, aber die BLUEWATER MOONEY geht sehr sauber ihren Weg durch die Wellen, auch wenn
immer wieder große Wassermassen über das Deck spülen. Innen ist mit Ausnahme eines Wassereinbruchs am Mastfuß, aber ausgerechnet da wo die Kabel über einen sogenannten Schwanenhalls unter Deck geführt werden, alles trocken! Danke Magnus!! Das Wasser durch
die Schwanenhälse kam bei einer Welle, von der der Kamm mit einem Meter Höhe über das Deck rollte. Die BLUEWATER MOONEY muss wohl einfach durch die Welle gefahren sein!? Das war dann wohl für die offene Konstruktion zu viel. Bin mal wieder schlauer geworden,
und muss auch hier für eine Abdichtung sorgen.
Vor 4 Stunden mussten wir die Segelfläche dann noch einmal auf ein Minimum reduzieren, um den Generator zum Laden der Batterien starten zu können. Dieser Dieselmotor verträgt es
nicht, wenn das Schiff zu viel Krängung hat, da dann die Ölversorgung nicht mehr funktioniert, und es zu kapitalen Schäden kommen kann. Leider ist die Grenze des noch zulässigen nur zu erahnen, aber unsere Minibesegelung hat schon ein recht aufrechtes Segeln
zugelassen. Und erstaunlicherweise haben wir unter wenigen Quadratmetern Fläche immer noch 3,5 kn Fahr gemacht, ohne uns fest zu stampfen. Alles super, alles strapaziös. Und mir steckte noch der wenige Schlaf aus der Überfahrt von Guadeloupe, und Die Nervosität
vor dem Start in den Knochen. Da war es toll, das Nicole über 12 Stunden auf geblieben ist, und ich immer wieder schlafen konnte. Nicole packt die Waschtrommelatmosphäre in der wir uns befinden super weg, und, wenn sie nicht gerade das Wetter einholt, den
Generator bedient oder Für Bibi Tee kocht, liest sie irgendetwas oder bastelt an Ihrer Instagram Story als wenn nicht wäre. Dabei nervt es sie tierisch, dass wir allein diesen Kurs fahren. Ich hoffe, ich kann sie zu Schluss überzeugen. Demgegenüber hat es
Bibi mal wieder richtig übel erwischt. Wir lassen Ihr noch diese Nacht, danach müssen wir sie aber dazu bringen, dass sie was trinkt – der Tee hat nicht einmal die Hälfte der Strecke in ihren Magen geschafft. Aber sie hält sich sehr tapfer.