Pure Fun - Heute feiern wir „Bergfest“, die halbe Strecke ist geschafft
28.11.2023, 17:44 Uhr UTC
Heute feiern wir „Bergfest, die halbe Strecke ist geschafft - oder es liegen nur noch 1.434 nm vor uns. Es ist so schön hier außen. Die Tage vergehen so schnell.
Nachdem der Gennaker gestern gerissen ist, segelten wir mit Genua und Groß weiter. Das hat zum Glück prima geklappt. Wir hatten bis ca. 5:00 Uhr 18-20 Kn Wind und 7-9 Kn Speed und der Winkel passte auch ganz gut.
Gegen Morgen ließ der Wind etwas nach. So mussten eine neue Strategien entwickelt werden. Nach dem neuesten Wetterbericht wurde beschlossen es mit Parasailor und Großsegel zu probieren. Beim Setzten des Parasailor gab es schon kleine Probleme…zwei Schoten waren falsch angebracht…was wirklich sehr schnell passiert, selbst wenn vier erfahrene Augen und Hände versuchen die vielen Leinen so anzubringen, dass alles gut durchläuft. Heute begann es etwas sperrig….mir sagte mein Bauchgefühl…lieber lassen, fühlt sich nicht gut an…..dann wollte der Snuffer nicht hoch…..ein hin und her, sehr kräftezehrend für Bernd und Evelyn die auf dem Vordeck arbeiteten. Nach einigem hin und her stand er dann endlich. Ich legte mich vorne auf das Deck um Fotos zu machen….von der Besonderheit Parasailor mit Groß zu segeln. Denn der Parasailor wird für gewöhnlich ohne Großsegel gesegelt.
Auch hier sah und fühlte ich, dass die Gefahr Material zu verschleißen größer ist als der seglerische Nutzen. Der Parasailor fiel immer wieder in sich zusammen und hing in den Wanten. So war ich sehr froh, als im Cockpit entschieden wurde den Parasailor wieder zu bergen. Das machte nun ich zusammen mit Mathias. Der Snuffer ging sehr schwer runter. Wir mussten zusammen mit all unserer Kraft ziehen….das letzte Stück wollte einfach nicht gehen, so gab Mathias den Befehl in Cockpit, das Fall zu fieren und den PS aufs Deck zu ziehen. Ich zog währenddessen den unteren Teil Segel aus dem Wasser an Deck. So klappte es ganz gut. Workout für heute absolviert…..puh…
Die Genua wurde direkt wieder gesetzt, so konnte es weitergehen und wir hatten Zeit das Segel zu sortieren und zu inspizieren. Ich schaute mir den Segelkopf genauer an, der unter einer Schutzhaube versteckt ist. Da zeigte sich bei einer Rolle, die nötig ist den Snufferschlauch ( Bergeschlauch)zu bedienen, eine tiefe Kerbe. Die Holeleine des Snuffers hatte sie hineingerieben. So kann der Snuffer natürlich nicht gut laufen und früher oder später hätte diese scharfe Kante die Schot durchtrennt. Das Problem war erkannt und nach dem Mittagessen auch direkt repariert.
Heute ist „Bergfest“….wir haben die Hälfte der Strecke erreicht. Dann feiert man „Bergfest“. Zur Feier des Tages gibt es heute Abend nach unserem Gemüsecurry mit Reis eine Mousse Chocolate. Die habe ich heute Morgen nach dem Frühstück vorbereitet.
Zum Lunch gab es einem asiatischen Reisnudelsalat mit Tomaten, Paprika und Artischocken und einem Espresso zum Dessert mit einem Riegel Kinderschokolade aus dem Kühlschrank. Sehr, sehr lecker.
Da es immer noch wenig Schräglage hatte, begann ich einen Kuchen für morgen vorzubereiten. Einen veganen Süßkartoffelkuchen mit Schokotopping. Da meine Waagen bei dem Geschaukel nicht arbeiten wollen, versuchte ich es mit der Kofferwaage. Das klappte. Kaum hatte ich den Dattel, Nussteig in der Form, hatten die Männer die Idee den Code 0 zu setzten, 🤣da sie fast durchdrehen, 😱wenn wir nur 6 Kn oder noch schlimmer unter 6 Knoten schnell / langsam segeln. Ich dachte, na prima, dann werden mir hier gleich all meine Utensilien um die Ohren fliegen….so wie gestern….also gab ich Gas, versuchte so schnell wie möglich alles fertig zu bekommen und lose Utensilien zu sichern. Hat prima geklappt. Die Schräglage nahm nicht zu….Kuchen konnte ohne Zwischenfälle in die Form zum Auskühlen. Und ich in die Dusche…denn es ist inzwischen mit 27 Grad recht warm unter Deck. Ich möchte nicht jammern, schon gar nicht wenn ich dran denke wie kalt es zu Hause ist…aber eine Dusche ist dennoch sehr angenehm, nach getaner Arbeit in der Küche.
Da wir täglich Wasser mit dem Wassermacher unsere Tanks neu befüllen, können wir alle jeden Tag duschen, das ist schon sehr fein so mitten auf dem Atlantik.
Was wir nun immer deutlicher wird, ist dass die Uhrzeit von den Kanaren, nicht mehr passt. Irgendwie beginnt sich immer mehr zu verschieben. Ich bin heute Morgen gefühlt wie immer um 8:30 Uhr wach geworden, aber es war schon 10:00 Uhr nach spanischer Zeit. Auch nehmen wir das Mittag und Abendessen immer später ein. Und da wir nun die halbe Strecke geschafft haben ist eine Verschiebung der Zeit um 2 - 2,5 Stunden ganz normal. Bisher behalten wir trotzdem die Bordzeit UTC, wegen Wetter und Nachrichten vom ARC. Auch für den Mailverkehr zur Ersatzteilbeschaffung ist es einfacher mit der Zeit von England zu arbeiten.
Wir brauchen noch eine Reparatur von der Warmwasser Therme und eine Lösung für den Gennaker. Den werden wir noch viel brauchen im kommenden Jahr. Zusammen mit X-Yachts wird daran gearbeitet. Es sollte ein Gennaker sein, der bis 25 Kn gefahren werden kann ohne zu reißen.
So vergehen die Tage wie im Flug….mich macht es etwas wehmütig, dass heute schon Halbzeit ist…ich dachte noch keine Sekunde….wann ist es endlich vorbei, oder warum habe ich mich darauf nur eingelassen….nein, es ist sehr besonders hier auf dem Atlantik, manchmal fühlt es sich beinahe surreal an. Gestern Abend saßen wir an Backbord an der Reeling und schauten einfach nur aufs Meer und die untergehende Sonne 🌅der blaue Himmel, die kleinen dunklen Wolken über der untergehenden Sonne…einfach nur schön und sehr besonders. Dieses Gefühl von Normalität, diese grenzenlose Freiheit….nichts als Wasser und Himmel um uns herum. Das stimmt nicht ganz, denn seit gestern kommen immer mal wieder andere Boot so nah, dass wir sie sehen können. Ganz klein am Horizont.
Uns geht es weiterhin gut an Bord, wir haben ein schönes Miteinander und genießen die Tage und die Nächte. Ja, wir genießen auch unsere Nachtwachen. Es ist so schön den Sternenhimmel zu betrachten, den Vollmond zu sehen, das Rauschen des Meeres zu hören, das auf und ab der Wellen 🌊 zu beobachten.
Gestern genossen wir zuerst den Sonnenuntergang vorne auf dem Bug, um dann zum Abendessen vom Heck aus sehen zu dürfen wie der Vollmond 🌕 aufgeht. Ganz bewusst genießen wir diese besonderen Momente des SEINS.
Ich bin mir gar nicht sicher ob die Emojis via Satelitentelefon übermittelt werden, klappt das?
Herzliche Grüße von der Pure Fun Crew
Sy-purefun.Blog