Die Nacht vom 28. auf den 29. November 2023: Von Flauten und Verfolgern
Die vergangene Nacht war wieder einmal ruhig und ereignisarm. Der Wind ließ uns nur mäßig vorankommen, mit Geschwindigkeiten zwischen 4,5 und 5,5 Knoten. Es fühlte sich fast wie eine Flaute an, aber es war noch nicht ruhig genug, um den
Wingaker einzufahren.
Interessant war, dass das Boot, welches uns seit Tagen auf Parallelkurs begleitet hat, plötzlich aufgeholt hat. Ich muss gestehen, das hat mir gar nicht gefallen.
Rennmodus vs. Abenteuerlust: Eine unerwartete Wendung
Schon in der Nacht hatte ich ja bemerkt, dass uns das Boot, dass uns seit Tagen wir ein Schatten gefolgt ist, auf einmal deutlich an uns vorbeizog. Am Morgen waren sie uns schon mehr als 5 Meilen voraus.
Das wunderte mich, da die Wetterbedingungen einfach nicht mehr Geschwindigkeit hergaben. Die Frage war, hat unser Nachbarboot den Motor eingeschaltet oder andere Segel gewählt? Viele Fragezeichen. Trotz der Verlockung, unseren Motor zu
starten und aufzuholen, war für uns klar, dass das keine Option war. Wir versuchen, den Motor so selten wie möglich zu verwenden. Die einzige Ausnahme – wenn wir unsere Energiereserven aufstocken müssen.
Dennoch war es mir nicht einerlei, unsere Position aufzugeben und zu sehen, wie das Boot an uns vorbeizog. Was hatten sie anders gemacht?
Peter erinnerte mich daran, dass wir nicht im Rennmodus unterwegs sind und unser Ziel nicht darin bestand, so schnell wie möglich am Ziel zu sein oder andere Boote zu schlagen. Da hatte er recht. Wir wollen die Reise, das Abenteuer erleben
– nicht mehr und nicht weniger.
Peter überprüfte dennoch unsere Segel und Einstellungen, aber alles schien optimal zu sein. So segelten wir weiter auf dem etwas südlicheren Kurs, in der Hoffnung auf mehr Wind.
Abgesehen von dieser Aufregung verlief der Rest des Tages ruhiger. Jeder von uns hatte seine eigenen Beschäftigungen. Anna hatte sich irgendwie den Rücken verknackst und musste sich schonen. Ich nutzte die Zeit, um Brot zu backen - ein
Dinkelbrot mit Kürbis und Sonnenblumenkernen als Sauerteig.
Dann kam die Überraschung des Tages: ein großer Mahi Mahi biss an. Wir handelten schnell und holten den Wingaker runter um langsamer zu werden - so der Experten-Tipp bei großen Fischen. Das Einholen großer Fische stellt immer wieder eine
Herausforderung dar. Aber Nicolas hat alles richtig gemacht und wir wurden belohnt mit einem herrlichen Fisch zum Abendessen. Den Rest des Fisches haben wir dann sorgfältig filetiert, portioniert und eingefroren. Diese Arbeit ist wirklich befriedigend und
eine willkommene Abwechslung. Einen Teil werden wir morgen als Sushi und Sashimi genießen.
Die Freude war nicht nur bei uns groß, sondern auch bei Flash. Unser Bord-Kater hat sich schon gefragt, wenn es die nächsten Leckereien aus dem Meer gebe. Endlich musste er nicht mehr warten.
Mülltrennung an Bord
Auf einer langen Passage über den Atlantik ist Mülltrennung besonders wichtig. Niemand möchte Unmengen an Müll über den Ozean schippern und schon gar nicht, dass das anfängt zu müffeln. Deshalb sind wir äußerst bedacht darauf, so wenig
wie möglich Müll zu produzieren und unseren Müll sorgfältig zu trennen.
Schon bevor wir in See gestochen sind, haben wir so weit wie möglich das Verpackungsmaterial entfernt und an Land gelassen. Kartons, zum Beispiel, vermeiden wir aus einem einfachen Grund: Wir möchten keine ungebetenen Gäste wie Kakerlaken
an Bord haben. Diese kleinen Tierchen verstecken ihre Eier gerne in den Ritzen von Kartons, sei es in der Umverpackung, im Papierschild auf Konservendosen oder im Eierkarton.
Gemüse- und Essensreste werden umweltfreundlich im Meer entsorgt, wo sie wieder in den natürlichen Kreislauf eingehen.
Plastik, das normalerweise in die Gelbe Tonne gehört, sammeln wir auf besonders platzsparende Weise: in alten 5-Liter-Wasserflaschen. Diese werden einfach bis zum Rand gefüllt. Wir stopfen und pressen bis nichts mehr reinpasst. Dies hat
gleich zwei Vorteile: Es spart extrem viel Platz und verhindert Gerüche. Mit dieser Methode haben wir nach 10 Tagen bereits nur zwei solcher Flaschen gefüllt. Im Vergleich dazu hätten wir zu Hause wahrscheinlich etliche gelbe Säcke gebraucht.
Größere Plastikabfälle werden gründlich ausgespült und separat gesammelt, genauso wie Metalldosen.
Papiermüll wird sorgfältig klein gemacht und separat aufbewahrt.
Glas hingegen behalten wir, um es später zum Einkochen oder zur Aufbewahrung von Lebensmitteln zu verwenden.
Die Mülltrennung an Bord ist so nicht nur umweltfreundlich, sondern auch eine Notwendigkeit, um unseren begrenzten Raum effizient zu nutzen und die Umweltbelastung so gering wie möglich zu halten. Das ist uns wirklich wichtig.
Kulinarisches Tag 10:
- Mittagessen: Toasts mit Käse, Salami, Schinken, Dinkelbrot mit Frischkäse und frischen Sprosssen
- Abendessen: Mahi Mahi mit Süßkartoffelstampf und Mousse au Chocolate