Die Nacht vom 05. auf den 06. Dezember 2023: Eine weitere Nacht mit Squalls
Die Nacht zum Mittwoch versprach erneut, eine Herausforderung zu werden. Nach den Unwettern der letzten Nacht wussten wir schon, was uns diesmal erwarten könnte. Die Wettervorhersagen waren eindeutig – es würde ähnlich viele Squalls geben
wie in der vorangegangenen Nacht.
Um auf Nummer sicher zu gehen, sind wir bei unserer konservativen Fahrweise geblieben, also gleich mit Hauptsegel im 2. Reef in die Nacht gegangen. Wir wollten kein Risiko eingehen und in der Nacht ein Reff setzen zu müssen.
Wie erwartet, ließen die Squalls nicht lange auf sich warten. In Annas Nachtwache zwischen Mitternacht und 3 Uhr war es am schlimmsten und eine Unwetterfront jagte die nächste. Peter war an ihrer Seite, denn schlafen konnte ohnehin niemand bei den starken Winden
und dem prasselnden Regen.
Die Squalls hielten bis um 4 Uhr morgens an, und dann wurde es allmählich ruhiger. In meiner Nachtwache hatte ich Glück, eine etwas ruhigere Phase zu erleben.
Dennoch war diese Nacht ohne Kaffee kaum zu überstehen. Wir waren ganz schön gefordert, hielten weiter durch und trotzten der Naturgewalten.
Was würde der neue Tag wohl bringen?
Der Sturm geht weiter
Ein neuer Tag bricht an und es ist klar, dass uns auch heute wieder Unwetter und starke Winde erwarten werden. Nach den Erfahrungen der letzten Tage entscheiden wir uns für eine noch konservativere Herangehensweise und gehen gleich am Morgen
in das dritte Reff. Sicher ist sicher, und wir möchten kein Risiko eingehen.
Das Bild ist dasselbe wie am Vortag. Der Himmel ist von dunklen Wolken verhangen, der Wind peitscht übers Boot, und die Wellen türmen sich meterhoch auf. Aber wir trotzen den Naturgewalten.
Überraschenderweise ist der Vormittag vergleichsweise ruhig und stabil. Von 6 Uhr morgens bis etwa 14 Uhr haben wir eine kleine Verschnaufpause, und sogar die Sonne zeigt sich für kurze Momente. Doch die Hitze und Schwüle sind allgegenwärtig.
Dann, gegen 14 Uhr, nähert sich erneut eine Squall-Sequenz. Wir sind mittlerweile an dieses Spiel gewöhnt. Die Wellenberge bauen sich am Heck auf, sehen aus, als würden sie uns überfluten, entscheiden sich dann jedoch jedes Mal, uns mit
aller Kraft nach vorne zu schleudern, so dass das Boot die Welle hinab surft. Das ist der typische Rhythmus, wenn man den Passatwinden folgt: langgezogene Wellen von achtern.
Das Tosen des Wassers unter dem Regen, das ständige Schwanken des Bootes – es ist ein einzigartiges Gefühl. Aber tatsächlich nur deshalb auszuhalten, weil wir wissen, dass so ein Katamaran in dieser Größe mit seinen zwei Rümpfen praktisch
unsinkbar ist. Diese Gewissheit beruhigt mich immer wieder, auch wenn es Momente gibt, in denen die Naturgewalten übermächtig erscheinen.
Anna ist von ihrer Nachtwache total erschöpft und schläft nach dem Frühstück auf dem Achterdeck ein. Sie schläft so tief, dass sie die Unwetterfront, trotz des Lärms, des Regens und der Unruhe um sie herum verschläft.
Gegen 16:00 Uhr nähert sich dann eine weitere große Unwetterfront. Beinahe die Hälfte des Radars zeigt sich rot. Wir wissen, dass wir nicht daran vorbeikommen werden, sondern hindurchmüssen.
Zur Belohnung und zur Stärkung beschließen Nicolas und Anna heute etwas Besonderes zum Abendessen vorzubereiten: Pizza. Für jeden von uns bereiten sie eine Pizza mit seinem Lieblingsbelag zu. Was für eine schöne Abwechslung und ein Genuss.
Die Wahl unseres Katamarans
Diese ganze Aufregung der letzten 2 Tage erinnern mich an unsere Kaufentscheidung
Die Sicherheit auf See war immer meine oberste Priorität. Als wir uns entschieden haben, einen Katamaran zu kaufen, hatte ich deshalb zwei brennende Fragen im Kopf, die ich dem Händler stellte.
Die erste Frage lautete: "Komme ich wieder auf das Boot, wenn ich schwimmen gehe und niemand an Bord ist, um die Badeleiter herunterzuwerfen?" Dies war mir unglaublich wichtig, da ich mich an einen Film erinnerte, den ich in meiner Jugend
gesehen hatte, in dem ein Segeltörn zu einem Kampf um Leben und Tod wurde, weil die badende Crew die hohe Bordwand nicht erklimmen konnte.
Die zweite Frage war: "Kann das Boot sinken?" Obwohl man mit Unwettern auf dem Ozean rechnen muss, war es mir wichtig, dass die Ausgangssituation so sicher wie möglich ist. Niemand möchte inmitten eines Sturms untergehen.
Der Händler konnte mich beruhigen und versicherte mir, dass das Boot praktisch unsinkbar sei. Außerdem verfügte es über eine niedrigliegende Badeplattform, die es ermöglichte, jederzeit wieder an Bord zu gelangen.
Das hat mir ein sicheres Gefühl gegeben und half mir schließlich dabei, die Entscheidung für einen Katamaran zu treffen.
In jedem Fall sind schon gespannt auf den nächsten Tag.
Kulinarisches Tag 17:
- Mittag: Gemüsecurry mit Weißkohl, Kartoffeln, Möhren und Tomaten mit Joghurt-Dip
- Abend: Pizza für alle mit ihrem Lieblingsbelag