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Lady Ev.VI - Daily Log, 5. August 2010



Hallo, liebe Leser und Daheimgebliebenen!

Was koennen Gerd Berner (Skipper), Ulli, "Olli" und Joerg von der Lady Ev VI Euch berichten: Einerseits wollen wir unbedingt unsere Erlebnisse mit Euch teilen (Wer ruft da "Angeber"?), andererseits sind unsere Erlebnisse so vielfaeltig und so persoenlich, dass es auch vom Schreiber dieser Zeilen abhaengt, welche Auswahl er trifft.

Auch kann man nicht Alles so schildern, dass Ihr keine Angst um uns bekommt und vielleicht uns aus Sorgen zurueck beordert;
andere Erlebnisse sind nur aus der eigenen Sicht wunderbar oder schrecklich: Der Leser, besonders, wenn er mit dem Weltumsegler eng verbunden ist, liest vielleicht zuviel zwischen den Zeilen, wo Nichts ist.

Bei der Ankunft im ersten australischen Hafen, Mackay, sind wir fast niedergekniet und haben den sicheren Boden gekuesst, so schrecklich war die Fahrt durch das Große Barriere-Riff in der Hydrographer´s Passage!
Gemuetlich kamen wir, verwoehnt von bestaendig 15 kn Suedost-Passat und einer riesigen Wasserflaeche um uns herum, ploetzlich in ein enges Fahrwasser, begrenzt von Korallenriffen, die wir nur durch die wirklich riesigen Brecher darauf erahnen konnten, gegen uns ein waehrend der Durchfahrt zunehmender Tidenstrom von ca. 5 Kn, so dass wir oft auf der Stelle standen, obwohl der Motor an der Grenze seiner Leistungsfaehigkeit lief.

Solche Saetze mache ich nur, weil ich wirklich Angst hatte, dass jetzt der Motor ausfaellt, und wir unter hastig abgerollter Genua mit dem Wind wieder zurueck muessten!

Die Passage war so lang und verlief in einem Knick, so dass immer auch ein Teil des Weges gegen eine unwahrscheinliche Tide gemacht werden musste, so sehr man auch mit Admiralty-Tidenkalender rechnete! Fuer den Tanker und das Container-Schiff, die sich auch noch mit uns die Durchfahrt teilten, bei deren 20.000 PS kein Problem, aber ein Segelboot, das bei jeder Welle in ein Tal stuerzt und muehsam den naechsten Wellenberg ersteigen muss, nachdem es mit dem Bug Tonnen vom gruenem Wasser hochgeschaufelt hat, ist das etwas Anderes!

Mackay entschaedigte uns dann fuer diese miese Begrueßung im Fuenften Kontinent!
Eigentlich waren es die Menschen hier, die uns so freundlich entgegen kamen, dass wir uns wie in einer anderen Welt fuehlten. Kein Scherz: Die Australier sind von einer solchen Offenheit und Herzlichkeit, die wir Europaeer im Allgemeinen nicht gewoehnt sind.

Man hatte uns richtig Angst gemacht vor den Custom- und Gesundheits-Offiziellen, die das Schiff peinlichst mit Hunden durchsuchen wuerden und bei kleinsten Unregelmaeßigkeiten mit drastischen Strafen auch den unwissenden Segler bestrafen wuerden.

Weit daneben!

Die Offiziellen machten ihren Job, verglichen Passbilder mit den Gesichtern, was sehr zur allgemeinen Heiterkeit beitrug, weil alle viel aelter ausahen nach der Passage durch das Barrier-Reef und waren ungemein hoeflich.
Habe ich vielleicht vergessen zu erzaehlen, dass der Zoll in Gestalt von zwei jungen Damen aufs Schiff kam, die jederzeit einen Schoenheitswettbewerb auf den vorderen Plaetzen passiert haetten?

Der Quarantaene-Offizielle suchte alle moeglichen Stellen des Schiffes ab, unter den Matrazen, im und unter dem Abfallkorb, fotographierte die Ankerkette, die wir, vorgewarnt, gesaubert hatten von Schmutz und Algen, und schuettelte alle Buecher aus auf der Suche nach von fremden Inseln mitgeschleppten Organismen.

Da wir aber gut vorbereitet waren, die WARC hatte uns einige gute Tipps gegeben, waren wir bald fertig, konnten auf unseren richtigen Platz verholen und erst jetzt durften wir auch den Kontinent Australien betreten.

Jetzt, auf dem Weg von Townsville nach Cairns, werden wir wieder oefter und mehr schreiben; wir werden wieder ein paar Naechte durchsegeln (oder motoren!)und so die Zeit finden, unsere Erlebnisse zu schildern.

Olli geht Wache, es ist stockeduster, wir motoren z.Z. nach Norden und ich sitze hier am KW-Geraet und versuche, Euch diese Mail zu senden!

Bis demnaechst!
Joerg


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