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12Moons - Fw: World ARC 2012, Bericht 4: Shelter Bay Marina - Panamakanal - Marina La Playita



Tue, 07 Feb 2012 18:32:18 +0100

Mal wieder Internetzugang, hier der verspätete Kanalbericht


Die Vorbereitungen laufen. Wir gehen noch einmal den Ablaufplan des großen Abenteuers 'Panamalkanal' durch, wie er beim 'Briefing am Vortag als Powerpointpräsentation vorgetragen wurde:


1. Hafen:

Check engine and fuel, check equipment, check neighbours

 

On 26th, listen to 9.00 morning broadcast on CH 72 - update on timing

Repare tires, fenders and lines, check out marina, be standby from 1 pm on, hear CH 72 (rally control) ETD 3.30 pm

 

2. Start:

Switch on CH 12, contact Christobal Signal Station for permission to cross to anchorage F, go to anchorage area F, try to anchor in sight of the other boats of your nest

 

3. Rendezvous with Advisor

Ensure having fenders to hand for Pilotboat, welcome the advisor on board, discuss meal arangements, proceed to the first lock under supervision of the Advisor

 

4. Approaching the Gatun Locks (3 locks up)

Form raft of 3 Vessels under supervision of the advisor, arriving raftet, see plan, all vessels into one chamber, receive heaving line, (be carefull, don't catch it), tie heaving line onto mooring line, when in position, give mooring line to fixe it, line handlers on board control the position, lock gates close and water level will rise, line handlers take up the slack rope

 

5. Movement between chambers

Under the direction of the advisor, take long lines back on board with the heaving line still tied on; Process is repeated

 

So weit die Theorie, nun die Praxis:

26. Januar 15.30 Uhr heißt es 'Leinen los' in Shelter Bay Marina, wir laufen zusammen mit den 10 anderen Booten aus, melden uns bei CSS an und bekommen die Weisung, erst einmal vor der Fahrrinne zu warten und 2 Riesenfrachter durchzulassen. Danach suchen wir uns in F einen geeigneten Platz und ankern. Wir liegen direkt vor dem großen Containerhafen von Christobal und können die Schifffe beobachten. Hier werden Container umgeladen, welche auf Schiffen ankommen die nicht durch den Kanal müssen oder können, nach dem Kanaltransit eine andere Bestimmung haben oder mit der Kanaleisenbahn vom Containerterminal am Pazifik hergeliefert wurden. Uns wird nicht langweilig, wir bereiten Abendessen vor und nehmen einen Sundowner. Da sich lange nichts tut, schalte ich mal auf CH72 und rufe Ralley Control. Paul teilt mit, dass es Verzögerungen gibt und die Lotsen ca. 20.30 Uhr an Bord kommen werden. So ist es auch, plötzlich laufen einige Pilotboote auf uns zu. Da es stockdunkel ist, dauert es eine Weile bis jeder Advisor sein Boot gefunden hat. Der Chiefadvisor geht an Bord der russischen Yacht 'Royal Leppard', es heißt 'Anker auf' und los geht die Fahrt zur 1. Schleuse von 3, insgesamt 24 m hoch zum Gatunsee. Vor der Einfahrt bilden wir Päckchen von jeweils 3 Booten nebeneinander, fest verzurrt, die äußeren führen später die Halteleinen. Wir sind zu zweit mit 'EVA', was es vereinfacht und fahren als 2. 'Floß' in die Schleusenkammer. Es wirkt alles surreal, viele gleißende Lichter, dunkle Gestalten, die abgeschrammten 100 Jahre alten Betonwände, 10 m hoch rechts und links, plötzlich kommen die Wurfleinen geflogen mit harten Kugeln vorne, es surrt und knallt, ich bin mit Benjamin als ´Linehandler´ für die Backbordvorleine eingeteilt. Annette und Christine bedienen die Heckleine, Stefan steuert. Sinn ist, die Formation möglichst in der Mitte zu halten, um Schäden zu vermeiden. Nach der Einfahrt geben wir die dicken Taue hoch, diese werden über Poller gelegt und von Bord aus bedient. Mein Nachbar auf der Eva macht das gleiche an Steuerbord, beide Advisors achtet darauf, dass alles gleichmäßig läuft und gut gespannt ist. Dann ein Klingeln, die riesigen Schleusentore schließen und das Wasser beginnt unter uns zu kochen: Mit riesigen Röhren wird das Wasser rein hydraulisch vom See in ein Röhrensystem unter die Kammer geleitet und strömt durch mindestens 30 Öffnungen von unten gleichmäßig ein, ein irres Schauspiel, die Boote tanzen zu den Seiten, wir haben alle Hände voll zu tun, die Position zu halten, dabei sind die Leinen ständig nachzuziehen, der Wasserstand steigt sehr schnell. Das Floß hinter uns treibt quer und droht gegen die Wand zu knallen, Schreie der Advisor, im letzten Moment bekommen sie die Leinen klar und liegen wieder ruhig. Schon sind wir oben, es ertönt ein Pfiff und die oberen Schleusentore öffnen sich. Am Rand werden die Leinen gelöst und mit der Wurfleine wieder zurückgegeben. Aus eigener Kraft tuckern wir in die nächste Kammer, begleitet von den Helfern am Rand. Dann wiederholt sich alles noch 2 mal, am Ende kommen wir im Gatunsee an, es heißt Leinen los, Päckchen auf und nach Osten zum Ankerplatz. Um 1.30 fällt der Anker auf 17 m Wassertiefe. Die Pilotboote fahren auf uns zu und stoppen kurz vor der Reling auf, ein kurzer Moment Stillstand, den die Lotsen nutzen um hinüber zu springen, ich reiche die Tasche nach, der Lotse geht nach hause. Wir trinken noch ein Einlaufbier und resümieren das großartige Erlebnis, noch immer fasziniert von der Atmosphäre. Danach fallen wir todmüde in die Kojen.


Am Morgen ab 6.30 Uhr soll es weitergehen, die Lotsen kommen aber erst 7.30 Uhr, es geht alles wieder ganz schnell, jedoch nach einem guten Frühstück sind wir hochmotiviert und fahren in die Fahrrinne über den See ein. Die Stimmung ist ganz eigenartig, weite Wasserflächen, mit Inseln, ganz dicht mit Regenwald bewachsen, der Kanal hat eine Faszination, die ihn zu einem ganz besonderen Platz auf der Erde macht. Ab und zu begegnet uns ein riesiges Schiff, wir tuckern mit unseren 11 Yachten und 7 kn Speed in einer Reihe, was sicher auch ganz speziell wirkt. Bis gegen Mittag dauert die Fahrt, vorbei an mehreren Kanalbaustellen in den engen Passagen, unter der weit gespannten Hängebrücke der Transamericana hindurch, begleitet von den Gleisen der Panamakanal-Eisenbahn (imposante Züge mit vielen Containern, aber auch Personsnzüge), dann der Gaillard-Durchstich, noch von den Franzosen gebaut mit terrasierten Felsen rechts und links, hoch wie Pyramidender Maya, und immer wieder einmal ein Riesenfrachter, hier in der Engstelle von Schleppern begleitet, bedrohlich nahe. Wir erreichen die erste Abwärtsschleuse, Pedro Miguel Lock, pünktlich, bilden wieder Päckchen und fahren in die offene Schleusenkammer. Das Prozedere vom Vorabend wiederholt sich, nur dass es nun vom oberen Rand aus 8 m in die Tiefe geht. Vor uns liegt noch ein 'kleines' Schiff von 60 m Länge und 12 m Breite, der Advisor ermahnt uns, nunmehr sorgfältig Abstand zu halten und erst auf sein Kommando zu lösen. Als die Schleusentore öffnen und der Maschinist die Schrauben in Gang setzt, nur 'langsame Fahrt voraus', tanzen unsere Schiffe dahinter wie Gummibälle, aber die Leinen halten und nach kurzer Zeit ist der Spuk vorbei. Wir fahren aus, halten auf die letzen 2 Schleusen zu, die 'Miraflores Locks'. Hier müssen wir noch etwas warten, aber es ist ja entspannt, wir essen zu Mittag, unser Advisor ist begeistert vom guten Essen. Es ist ein Teil der Verträge, dass die Lotsen an Bord verpflegt werden, und wir geben uns Mühe. Etwas ungewöhnliche Essgewöhnheiten wie Marmeladentoast mit einer kompletten Packung darüber von Stefans bestem Parmaschinken treiben uns die Tränen in die Augen. Ivan heißt unser Lotse, ist sehr nett aber konzentriert, es darf nichts schief gehen. Wir erfahren, dass die teuerste Passage eines norwegischen Kreuzfahrers 450.000,- US$ gekostet hat, die Minimumkosten bei 500,- US$ liegen und der geringste Preis von 36 cent in den 20ern von einem Amerikaner gezahlt wurde, der den Kanal durchschwamm.

 

Um 13.30 Uhr passieren wir die Webcam an den Miraflores und winken, Julian erzählt später, dass das Bild zu grob ist, um Gesichter zu erkennen, aber immerhin ein Kontakt zur Heimat. Dann geht alles sehr schnell, 2 x schleusen, Leinen los,


Hola Pacifico, wir sind da!

Der Kanalausgang unter der Stahlbrücke der Americans hindurch, am Cause Way entlang, einer künstlichen Landzunge zu den vorgelagerten Inseln aus Kanalaushub aufgeschüttet bis zur Marina La Playita ist geprägt von der Skyline Panama Citys. Auf dem Damm steht das neue Gebäude von Frank Gehry, das Biodiversitäts Museum von Panama, leider noch nicht ganz fertig aber sehr auffällig.


Wir legen an, in dem Bewusstsein, etwas ganz Besonderes erlebt zu haben.
Am Abend wird die Panamakanal-Sektflasche, eisgekühlt, genussvoll geleert.

 

Annette, Benjamin, Stefan, Christine und Johannes.


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