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12Moons - Fw: World ARC 2012, Bericht 5: Central Panama - Panama City



Tue, 07 Feb 2012 18:41:17 +0100


Da wir als Erste aus unserer Schleusung ankommen, können wir die ersten 3 Tage im Hafen festmachen. Die Liegeplätze sind auf 6 begrenzt, bei 31 Teilnehmern soll jeder einmal in den Genuss von Landstrom, sanitären Einrichtungen und direkter Bunkermöglichkeit bekommen. Die Schiffe aus der 3. Schleusung werden dann in 3 Tagen erwartet. Wer will, kann sich auch schon zu den Islas Perlas aufmachen, von wo aus am 9. März der Start zur 2. Etappe erfolgt.


Vom Hafen aus sieht man die Skyline von Panama auf der anderen Seite der weiten Bucht. Auf unserer Marinainsel, nunmehr Halbinsel durch den Causeway, ist auch ein Ausstellungszentrum und eine Forschungsstation des Smithonian Instituts.
Vom Veranstalter werden 2 Ausflüge angeboten, der 1. am nächsten Morgen zu einem Indianerdorf, der 2. am Folgetag als City Sightseeing Tour.

Um 8.00 Uhr geht es los, mit dem Bus, einem englischsprachigen Tourguide und 25 Mitseglern. Zuerst in die City, um Früchte und Eis zum Kühlen einzukaufen, danach über die Autobahn bis zum Abbieger in den Regenwald. Über eine extrem schlechte Straße quält uns der Bus in ein Naturschutzgebiet am Oberlauf des Rio Chagres. Dazu diese Story: Der Rio Chagres wurde zum Gatunsee aufgestaut, um den Kanalbau überhaupt erst preiswert zu ermöglichen. Die Wasserversorgung für die Schleusen wird zum größten Teil ebenfalls aus diesem Zufluss gespeist. Dafür wurde der Oberlauf 1935 zusätzlich zum Lago Alajula angestaut, um auch in der Trockenzeit ausreichend Wasser zu haben. Der Regenwald des gesamten Einzugsbereiches wurde unter Schutz gestellt und ist seit 1985 Nationalpark mit einem außergewöhnlichen Pool an Flora und Fauna. Panama hat insgesamt 15 Nationalparke und 48 Schutzzonen, 35% des Landes sind so geschützt. Es gibt alleine im Chagres Nationalpark über 500 Vogelarten, darunter auch den Nationalvogel, den Harpie Eagle, eine Adlerart die größer und gefährlicher ist als der amerikanische Seeadler.


In den 60er Jahren wandereten dann mehrere Indianerstämme der Emberas aus Darièn in dieses Gebiet ein, um näher an der Zivilisation zu sein, die Kinder beschulen zu können und ihre handwerklich außerordentlich schönen Gegenstände zu verkaufen und sich so ein sorgenfreieres Leben zu sichern. 1985 sollten alle das Gebiet verlassen um den Nationalparkstatus zu erhalten, diese jedoch wehrten sich und es kam zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzungen. Im Ergebnis stellten sich die Emberas jedoch als Glücksfall für die Regierung heraus, man einigte sich per Vertrag, sie erhielten besondere Rechte und durften bleiben; im Gegenzug sollten sie ihre Kultur für den Fremdenverkehr öffnen. Heute kümmern sie sich um die Natur, betreuen die Besucher und präsentieren ihre Kultur. Schon etwas tourimäßig, aber dennoch sehr authentisch tun sie dies mit großer Freude und generieren daraus ihr Einkommen. Der Staat akzeptiert ihren Autonomiestatus, kümmert sich um Schulen und medizinische Versorgung, ein sehr gut funktionierendes Agreement.


Das also ist unser Ziel, nach etlichen Schlaglöchern und tiefen Bodenwellen erreichen wir die Eingangsstation. Die Regierung hat jedoch bereits für diese Trockenperiode den Neubau der Straße beschlossen, um den Tourismus zu fördern.


Nach weiteren 2 km endet die Straße am See, dort liegen jede Menge lange Einbaumkanus mit Außenbordmotor, bedient von jungen, freundlichen Indianern in traditioneller Kleidung. Jeder bekommt eine Schwimmweste und los geht es, mit Tempo über den See, in einen Nebenfluss der aus einer Schlucht kommt und immer schmaler wird. Eine Sandbank beendet die Fahrt und dient als Ausstieg; wir waten weiter den Bach entlang bis zu einem Naturpool mitten in den Felsen, darüber ein Wasserfall und Regenewald. Unsere erste Pause, wer will, kann baden gehen,
was mit großer Begeisterung genutzt wird. Anschließend fahren wir zum Indianerdorf, wo uns ein musikalischer Empfang bereitet wird, Gelegenheit zum Frischmachen geboten wird und alle im Versammlungshaus Platz nehmen.


Die Häuser bestehen aus Holzpfosten, sind mit Wedeln einer bestimmten Palmenart, die nur in Darién wächst gedeckt und mindestens 1,50 m vom Boden abgehoben, wegen Schlangen, Insekten und anderen Tieren, aber auch der Feuchtigkeit in der Regenzeit. Der Boden ist aus Bambus, in Lee ist die Großküche angeordnet mit Feuerstellen aus großen Holzstämmen, die langsam immer weiter zusammen geschoben werden.


Hier wird bereits gekocht und gebraten für unser späteres Mahl. Zuerst jedoch beginnt die Begrüßungszeremonie, das Dorfoberhaupt heißt uns herzlich willkommen, erzählt etwas über die Geschichte des Stammes und zeigt Beispiele der außerordentlichen Handwerkskunst. Schalen aus einer bastartigen Faser, die mit verschiedenen Naturstoffen gefärbt werden, die Lendenschürze der Männer und Oberteile der Frauen, die aus speziellen kleinen Perlen (Glas, Keramik, Kunsstoff) gefertigt werden und sehr schön aussehen, die Wickelröcke der Frauen, mit bunten Bemalungen, und vieles mehr. Jetzt wird das eingekaufte Obst (Ananas, Papaja, Melone, Banane) gut gekühlt auf Bananenblättertabletts aufgetischt, anschließend 'Fisch und Chips' aus der Bananenblatttüte: Flussfischfilet, selbst gefangen, dazu Stücke von gepressten Kochbananen in Fett gebraten. Die Tüten sind wie Pommestüten, jedoch aus Bananenblatt geflochten, an jeder Tüte ist eine Hibiskusblüte angesteckt. Das Ganze sieht auf den Tabletts ganz toll arangiert aus, und es schmeckt ganz hervorragend. Nach dem Essen und mehreren weiteren Erklärungen können wir das Dorf besichtigen (hier leben 80 Leute, der älteste ist 76) und nehmen im großen Veranstaltungshaus, einer großzeltartigen, palmgedeckten Holzkonstruktion, an den Seiten offen, mindestens 20 x 40 m groß, auf Holzbänken platz. Hier gibt es nun Musik und Tanz, zuerst die Folkloregruppe, danach müssen auch wir mittanzen. Jeder der anwesenden Indianer und Indianerinnen fordert jemanden aus unseren Reihen auf und so beginnt ein lustiger Ringelpietz um die Zentrale Holzstütze. Alle machen mit und für die Embera ist es sicher immer wieder ein großer Spaß, aus steifen Touristen zappelnde Abtänzer zu machen.


Anschließend kommt der geschäftliche Teil, jede Familie hat einen Stand aufgebaut und bietet ihre Waren an, in großer Vielfalt und sehr schöne Sachen. Aus einer speziellen Nuss die Elfenbeinnuss genannt wird und auch so hart wird und so aussieht, fertigen sie kleine Tiere und andere Schnitzereien. Perlenstickereien, Röcke und natürlich die berühmten Schalen in allen Variationen werden angeboten. Alle kauften etwas, je nach Intension, wir für Mitbringsel in die Heimat. Danach werden wir herzlich verabschiedete und wieder über den See zum Bus gefahren. Ein ganz besonderes Erlebnis geht zu Ende, mit dem Bewusstsein, dass hier dem Staat eine gesellschaftliche Integration besonderer Art gelungen ist, in der Alle gewonnen haben, die Emberas weiterhin frei ihre Kultur leben können und auch mit gewissem Stolz ihre Kultur dem modernen Softtourismus präsentieren. Handys haben Sie allerdings auch, und ich wette, dass sie sonst in ganz normalen Klamotten herumlaufen. Die Schule für die Kinder hier draußen geht immerhin bis zur Sekundarstufe 1, danach können sie in die Stadt gehen, was aber aus dem Dorf nur von 3 Kindern genutzt wird.

 

Im Yachthafen angekommen, erfahren wir, dass die Citytourgruppe auf 2 Tage verteilt werden müsse, da nur ein kleiner Bus für 20 Personen zur Verfügung stünde. So fuhren Stefan und Christine am Sonntag mit, Annette, Benjamin und ich am Montag. Den Sonntag verbringen wir mit Vorbereitungen am Schiff, blasen das große Dinghi auf, da wir am Abend auslaufen und in der Bucht Ankern wollen um den Platz für andere Teilnehmer freizumachen und machen anschließend ein Fahrradtour nach Panamacity. Die beiden Bordfahrräder werden klargemacht, für Benni ein 3. geliehen. Danach radeln wir den Causeway entlang bis zum Sitz der Kanalgesellschaft, einem 1914 auf einem Hügel mit Blick über den Kanal im klassizistischen Stil erbautem kleinen Palast, bestehend aus einem Langbau und 3 Seitenflügeln wie ein 'E', die Öffnungen nach Osten. Am Fuß der riesigen Freitreppe steht ein Denkmal zu Ehren des Fertigstellers und erstem Vorsitzenden der Kanalgesellschaft, General Goethals, die Allee davor aus Königsplamen (Royal Palmtree) hat genau das Ausmaß einer Schleusenkammer (1000 x 110 feet). Wir geraten beinahe in eine gefährliche Wohngegend, ein freundlicher Taxifahrer hält uns auf und zeigt uns die sicheren Wege. Auf dem Rückweg durchqueren wir einige bessere Wohnsiedlungen und schauen uns weitere Gebäude an. Die Stadt ist voller Leben und man merkt deutlich den wirtschaftlichen Aufschwung. Christine und Stefan bringen aus der Stadt noch einmal reichlich Lebensmittel für die Überfahrt mit, nach dem Verstauen ankern wir vor dem Hafen und nehmen mit Blick auf die Kanalzufahrt und die großen Schiffe unseren Sundowner. An nächsten Morgen fährt und Stefan mit dem Dinghi zum Bus, wir wiederholen die Tour, mit den Erklärungen von Daniel, unserem Tourguide. Der Name Panama stammt von einem Eingeborenemdorf, was sich ursprünglich dort befand und bedeutet 'Fischreichtum'. Wir besichtigten die Überreste der 1. Siedlung, die durch den Freibeuter Henry Morgan 1671 zerstört wurde, fahren durch die Hochhausschluchten am 'Donald Trump Tower vorbei und landen im 'neuen' Siedlungsteil aus dem 17. Jahrhundert, welcher von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde und ausgesprochen interessant und entwicklungsfähig ist. Hier ist auch die französische Botschaft und immer noch am Plaza de la Indentendipenzia in der alten Cityhall die Versammlung der Stadtverordneten. Zur Zeit sind noch einige Ruinen und wenige Touristen, es herrscht ein morbider Charme und die Preise sind noch gut. Die Tendenz ist jedoch schon erkennbar, in 10 Jahren ist hier sicher Boomtown mit großem Rummel. Wir sind froh, jetzt noch hier gewesen zu sein. Panama selbst hat ein Wirtschaftswachtum von über 10%, nur 4% Arbeitslosigkeit aber im Prinzip bekommt jeder eine Arbeit. Die Löhne sind die höchsten in Lateinamerika und der Tourismus zu einer wichtigen Einnahmequelle geworden. 2 Millionen Touristen werden in diesem Jahr erwartet, was bei 3,5 Millionen Einwohnern und der Fläche Bayerns schon ganz gut ist. Nach der Festnahme Noriegas durch die Amerikaner im Jahr 1989, entwickelt sich langsam eine stabile Demokratie, die Armee wurde abgeschafft und durch eine Polizeitruppe zur inneren Sicherheit ersetzt. Von Außen sichert die US-Armee, die im Konfliktfall das uneingeschränkte Eingriffsrecht zum Schutz des Panamakanals hat. An der Villa Noriegas, die langsam verfällt weil sie keiner will, hielten wir kurz für ein Foto; für 2.000.000,- US$ ist sie zu haben. Abschließend werden wir in einem typischen Einkaufszentrum abgesetzt, 'Albrook Mall', ein riesiges Sammelsurium von Läden, Ständen, Fastfood-Anbietern und sonstigen Einrichtungen. Wir essen erst einmal etwas und stürzen uns dann in den Trubel. Das Ganze ist gut bewacht, vor Taschendieben wird gewarnt. Abends sind wir wieder froh, die Ruhe auf dem Wasser genießen zu können.

 

Nun bereiten wir uns auf die Überfahrt zu den Islas de la Perlas vor, den Perleninseln. Einige letzte Einkäufe, dann wird es losgehen.


Annette, Benjamin, Stefan, Christine und Johannes.


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