FIJI – ein Paradies
Wir starten in Tonga mit unserem Lieblingssegel, dem orangen Genacker. Es geht voran, nachts muss der Motor helfen, am Morgen wird die Genua ausgebaumt. Plötzlich ein Geräusch am Hydrogenerator: Ein Monsterfisch schnappt nach dem Propeller. Er ist 150 cm lang, bräunlich und - das ist ganz besonders verwunderlich – er hat neon – blaue Flossen wie ein Riff-Fisch; das bei dieser Größe! Versuche später heraus zu finden, was es gewesen sein könnte, aber das Internet kann nicht weiterhelfen. Vielleicht handelt es sich ja um eine einmalige Mutation? Er folgt dem Hydrogenerator, den er anscheinend für Beute hält, bestimmt eine halbe Stunde. Er ist sehr schnell, so wie wir ;-)! In der folgenden Nacht ist die Fock-Schot durchgescheuert, und das Wetter wird regnerisch. Bei 25 kn Wind ist das Einlaufen zwischen den Riffen vor Savu-Savu, besonders weil nichts beleuchtet ist, ein echtes Abenteuer. Immer wieder trägt der Wind uns aber wunderbare Düfte von Tiaré, Frangipani und etwas köstlich Würzigen zu: Vanua Levu kündigt sich aufs Herrlichste an. Wir funken die Copra Shed Marina wegen einer Mooring an, keine Reaktion. Man sieht nichts, es ist schwierig, aber da naht er schon: Unser Retter Wilson! Freundlich geleitet er uns auch noch um 22 h zu einer sicheren Mooring. Danke, Wilson!
Am nächsten Morgen kommen Immigration und Zoll an Bord, freundliches Ritual. Danach wird erst einmal Savu-Savu erkundet: Little India. Auf Fiji gibt es heute noch 50 % Inder, ursprünglich kamen sie für die Zuckerrohr-Ernte ins Land. Der Ort ist entsprechend lebendig, und die indischen Kaufhäuser in ihrem farbenfrohen Chaos einfach unglaublich: Im selben Laden findet man Nahrungsmittel, Kleidung, Kosmetik-Artikel, CDs/DVDs , Heimwerker-Bedarf, Auto-Reifen und vieles mehr. Das bunte Bild wird durch einen paradiesischen Markt abgerundet – lecker! Und das Beste: Zum Schluss entdecken wir einen chinesischen Beauty-Salon. Wir genießen beide eine herrliche Massage, und sofort haben wir „Fiji-Time“. Meine Lieblingsmasseurin lehrt mich die ersten Worte: Bula – hallo, Vinaka – Danke, Moce – Tschüß. Am Nachmittag kommt dann der ironischer Weise fette Food and Health –Beauftragte an Bord und gibt Gesundheitstipps! Als er von seinem Motorboot wieder abgeholt werden soll, kommt es zu einer Carambolage mit unserem Hydro-Generator. Ich bin ganz erschrocken, aber außer schrecklichen Macken scheint er keinen Schaden genommen zu haben. Ein schöner Tag wird abends mit einem umfassenden Test der diversen Fiji-Biersorten auf der „Working on a Dream abgerundet.
Am nächsten Tag bestimmen heftige Gewitter und Regen unser Faulsein. Der Himmel klart auf, und Stefan mietet einen Jeep, um ein wenig den herrlichen Süden von Vanua Levu zu erkunden. Später werden wir dieses Unterfangen als Matsch-Rallye bezeichnen. Die Straßenverhältnisse sind abenteuerlich, ganz besonders nach Regen. Die planierte Straße endet kurz hinter dem Ortsschild. Da wir einen Abzweig verpassen, landen wir glücklicherweise im Luxus-Tauch-Resort vom Cousteau-Sohn Jean-Michel. Übrigens, als umweltfreundlichstes Resort der Welt mehrfach ausgezeichnet. Dazu gehört eine ganze Halb-Insel mit Lagune in der Mitte. Das Hotel besteht aus wunderschönen, traditionellen Buren mit ihren steilen Pandanus-Dächern und erinnert mich doch sehr an balinesische Hotel-Anlagen der obersten Klasse. Wie sich herausstellen wird, kein Wunder, der Architekt ließ sich von dort inspirieren. Die ruhige, pure Ästhetik tut der Seele einfach nur gut – ein bisschen wie zu Hause. Abends wollen wir dann im wunderschönen Beach-Restaurant am Infinity-Pool zu Abend essen, leider ausgebucht; wir müssen einfach noch mal irgendwann her! Bald ist die im Ausbau befindliche Küstenstraße gefunden, und die Schlamm-Schlacht geht weiter. Wir arbeiten uns durch Schlamm und einen unglaublichen Regenwald. Von den an der Straße stehenden Cobra-Öfen schallt uns immer wieder ein begeistertes Bula-Bula entgegen. Hier verschlägt es eigentlich nie Ausländer hin, und die einzige Abwechslung sind die sich zum Fährhafen durchkämpfenden Linien-Busse. Uns hilft, dass Stefan vor einigen Jahren in England einen Jeep-Survival-Kurs gemacht hat: Ich klammere mich fest, bete, dass wir in dieser Wildnis nicht stecken bleiben und bewundere gebührend seinen Fahrstil, um meinen Piloten bei Laune zu halten. Wir kommen nur bis Naveni, da wir natürlich den Einbruch der Dunkelheit vermeiden wollen. Auf dem Rückweg passiert es dann: Der Linien-Bus bleibt an einem steilen Hang stecken – nichts geht mehr. Die Passagiere müssen in den kniehohen Matsch aussteigen, aber das tut man mit lachender Fiji-Gelassenheit. Nachdem wir einige Zeit gewartet haben, schiebt sich der von den Bau-Arbeitern angeforderte Bagger an uns vorbei. Er schafft es, den Bus über die Bergkuppe zu schleppen. Danke, denn nun kann auch für uns die Fahrt wieder weiter gehen. Unterwegs sammelt dann der Busfahrer die vorausgegangenen Passagiere wieder ein – ein großer Spaß – vielleicht hatten sie sich ja schon damit abgefunden, zu Fuß nach Hause waten zu müssen. Ich hatte ja auch an diese Möglichkeit gedacht. Abends belohnen wir uns dann mit einem Dinner mit Lena und Stellan in Savu-Savu im Hot Springs Hotel. Ganz in der Nähe entspringt eine 100 Grad heiße Quelle, die von den Einheimischen zum Kochen genutzt wird.
Darauf geht´s an die Südküste, wir ankern in der paradiesischen Vatolutolu Bay. Graue Regenwolken hängen über der gegenüberliegenden Insel Taveuni; sie wird die Garteninsel genannt. Zwischen ihr und Vanua Levu erstreckt sich das berühmte Rainbow Riff, einer der weltweit besten Tauch-Spots: Hier gibt es eine unglaubliche Vielfalt an Hart- und Weich-Korallen in wirklich allen Neon-Farben, und natürlich wieder meine Lieblingsfischlein, Clownfische.
Bei kappeliger See und bis zu 25 Knoten Wind geht es nach Koro-Island. Ganz allein ankern wir in einer unruhigen Bucht.
Die nächste Station ist Makogai, eine sehr malerische Bucht. Abends haben wir Drinks mit WOD, Sea Falke und Serendipity auf der „Anastasia“ ; wir stoßen auf den 30. Hochzeitstag von Andrea und Phill an. Am nächsten Morgen geht es gleich nach dem Frühstück zum Schnorcheln zu einem nahegelegenen Korallen - Kopf. Es gibt Riesen-Muscheln mit Neon-Mündern, die buntesten Hart- und Weich-Korallen, Schwärme von bunten Riff-Fischen und mehrere völlig furchtlose Generationen von Clown-Fischen in ihren See- Anemonen. Wir sind uns einig: Fiji hat die bisher schönsten Korallen-Riffe!
Nach einer Traum-Überfahrt mit schönem Wind und keinen Wellen (Ladies Day!!!) geht es an gefährlichen Korallenköpfen genau nach den Weg-Punkten, die wir von Curly aus Savu-Savu – Gott sei Dank – erhalten haben, nach Naigani. Kurz vor unserem Ankerplatz taucht direkt neben uns in 3 m Tiefe ein nirgendwo verzeichneter Korallenkopf auf. Wir haben einfach Glück gehabt und ihn früh genug gesehen. Das ist Navigation in der Südsee!!!Die elektronischen Seekarten sind ziemlich unbrauchbar, viele Riffe sind an der falschen Position oder überhaupt nicht eingezeichnet.
Abends verspeisen wir mit der „WOD“ den geangelten „Little Tunny“. Während des Essens brist es auf 40 kn auf, die See kocht und das am heck festgebundene Dinghi der WOD überschlägt sich, der Außenborder gerät unter Wasser. Bis Mitternacht müssen sie kämpfen, aber dann ist er gerettet. Gut gemacht! Gott sei Dank hält unser Anker im Sand-Schlamm bombenfest.
Nach unruhigster Nacht geht es unter besten Bedingungen am nächsten Morgen nach Vatia Wharf auf Viti Levu. Abends sind wir von unseren schwedischen Freunden zum Midsommar-Fest auf der mit schwedischen Fähnchen und gelb-blauen Luftballons geschmückten „Working on a Dream“eingeladen. Hanna bewirtet uns mit dem traditionellen, schwedischen Princess-Cake. Köstlich!
An Lautoka, „Sugar City“, geht es vorbei zur Vuda Point Marina, von wo die erste Besiedelung Fijis ausging. Im Hafen werden wir mit Bulla (Hallo), welcome home! begrüßt. Die Marina ist nur bei Flut durch einen engen Pass in Mitten des Riffs zugänglich; entsprechend geschützt ist der kreis-runde Hafen. Man hat sämtliche Annehmlichkeiten und eine professionelle Werft. In den folgenden 1,5 Wochen bekommt unsere „12moons“ neues Anti-Fouling, der Riss an der Dinghi-Garage, ein Garantiefall, wird repariert und der Hydro-Generator, den der Food-Beauftragte in Savu-Savu demoliert hat, wird neu lackiert. Wir haben nette Gesellschaft beim Sundowner mit der „Sea Falke“, Jeff und Alfredo. Am nächsten Tag stehen in Lautoka, der Stadt des Zuckers, Massage und Friseur-Besuch auf dem Programm, die Zivilisation hat uns wieder. Auf dem Rückweg werden wir gleich von dem freundlichen indischen Taxi-Fahrer zu einer indischen Hochzeit eingeladen. Des weiteren gibt er Kochrezepte zum besten und informiert sogleich, wo man die entsprechenden Zutaten erstehen kann. Michaela und Volker von der „La Gitana“ kommen zum Sundowner. Sie sind seit 5 Jahren in der Gegend unterwegs und kennen sich bestens aus – interessante Gespräche. Volker ist Münchner, Michaela kommt aus Walluf!!! Und ihr Schiff , eine Amel, gehörte ehemals Freunden von Stefans Eltern. Die Welt ist halt klein!!!!!!
Im nahegelegenen Resort erleben wir gemeinsam das deutsche Fußball-Debakel gegen Italien, die Fijianer trauern mit uns.
Mit einem detaillierten Empfehlungszettel von Michaela ausgestattet geht es im Mietwagen zum Verproviantieren nach Nadi. Schnell haben wir den Italienischen Delikatessen-Laden von Flavio gefunden: Einfach unglaublich! Hier gibt es köstlichsten Parma-Schinken, Parmesan, italienische Nudeln und natürlich die entsprechenden Weine zu erschwinglichen Preisen. Und das Beste, Samstag Abend kocht Flavio ein Gourmet-Menü, und man kann die Köstlichkeiten seines Ladens verkosten. Sogar ein alter Amarone muss von Stefan bewertet werden. Endlich findet Flavio in Stefan jemanden, der seine Weine zu würdigen weiß. Bei den australischen Gästen kann es schon mal passieren, dass sie den Amarone zum Weißbein dazu kippen – barbarisch! Das Menü besteht aus riesigen Platten mit Parma-Schinken, Mailänder Salami, Pancetta, Schafs- und Ziegenkäse, Parmesan und Bruchetta, danach Auberginen-Lasagne, Mascarpone-Ciche, danach Carbonara, Fisch und Fleisch. Beim Hauptgang streiken schon die meisten, trotzdem lässt sich Flavio nicht davon abhalten, uns zum Abschluss noch eine herrliche alkoholische Mascarpone-Creme aufzutischen. Wir platzen!!! Da geht ein Anruf ein. Es ist das örtliche Polizei-Revier. Man will ein Taxi schicken, das Wein abholt. Riesige Gallonen werden auf den Weg gebracht, und das hat ein Gutes, wenn wir später in eine Kontrolle geraten, so Flavio, sollen wir nur sagen, wir kämen von ihm, dann würden wir durchgewunken – ist doch praktisch und wohl auch nötig! Nun setzt sich noch der Maestro mit einer edlen Flasche Grappa zu uns und erzählt uns von seiner Rennfahrerkarriere als er in den Siebzigern in diversen Formel 1 Autos Rennen betritt – spannend!
Am nächsten Tag geht es dann ins Landesinnere. Die Gebirgslandschaft ist atemberaubend wild und schön. Wir kommen aber aufgrund schwierigster Straßenverhältnisse – es gilt sogar einen Fluss zu queren – nur auf Sichtweite an den angestrebten Wasserfall im Naturschutz-Gebiet heran, da wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein wollen.
Unter größtem Einsatz werden wir auf der Werft fertig und treffen pünktlich zum World ARC-Rendezvous im nahen Muscet Cove ein. Beinahe die ganze „Family“ ist wieder zusammen und das Wiedersehen wird gebührend auf allen Schiffen gefeiert – ganz schön anstrengend! Das Resort bietet alle Annehmlichkeiten wie Restaurants, Sportaktivitäten und ein wunderbares Spa, und dahin gehe ich jetzt auch. Vor unserem Start morgen früh gilt es noch einmal zu entspannen.
MOCE (Auf Wiedersehen), Fiji – wir kommen wieder!
Christine und Stefan