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Meltemi - 28.11.2012 - 2. Seetag - Wir sind gestartet!



Position: 26-29N / 018-29W, 235 sm seit dem Start in Puerto de la Luz, Las Palmas de Gran Canaria
COG: 270 deg
SOG: 7,2 kn


.. endlich, endlich, endlich, um 11:04 Uhr haben wir die Startlinie passiert.
Der Traum von der Atlantikueberquerung wird jetzt Realitaet.
Vor uns liegen fast 3.000 sm - nur Wasser!
Hinter uns liegen Alltagsprobleme, die jetzt keine Bedeutung mehr haben:
Eurokrise, Verkehrsstaus, Business Reports, die eine oder andere private Sorge ...
Fuer die naechsten drei Wochen ist nur noch Segeln wichtig.

Ich stehe am Steuer, wir haben bis zu 35 kn Wind (Windstaerke 8), und das Schiff
laeft in der Spitze bis zu 12 kn. Wir sind im Regatta-Modus!
Meine Mitsegler sagen, ich haette ein glueckliches Strahlen im Gesicht -
ja, und so fuehle ich mich auch.
Um 19 Uhr wird es dunkel und wir segeln in die Nacht. Das Mondlicht und die Sterne
zaubern eine mystische Stimmung.
Bei 3-4 Meter hohen Wellen rauschen wir mit 8-9 kn nach Westen.
Ich bin muede, etwas flau im Magen, aber gluecklich.

Siegried, Wache 1



Heute Nacht hatte ich gemeinsam mit Burkhard in der Zeit von Mitternacht bis 3 Uhr frueh
meine erste Nachtwache. Davon wuerde ich euch gerne kurz berichten,
denn es war fuer mich eine sehr intensive Erfahrung.

Da der Wachplan schon vor unserem Start vereinbart wurde, hatte ich mich entschlossen,
am fruehen Abend noch eine Kappe Schlaf zu bekommen.
Daran war bei dem Wellengang jedoch nicht wirklich zu denken, da man in seiner Koje
eigentlich nur Achterbahn fuhr. So "erholt" war ich dann fast schon selbst ueberrascht davon, dass die zuvor eingenommenen Pillen gegen Seekrankheit bei mir offenbar gut anschlugen
und der Magen bisher friedlich blieb.
Jetzt also nur noch rein in die warmen Klamotten, Muetze auf, Handschuhe an und natuerlich Rettungsweste mit Sicherungsgurten angelegt.
So ausgeruestet ging es dann kurz vor Mitternacht hoch an Deck zum Wachwechsel.

Das Bild, das sich mir dann bot werde ich wohl nie vergessen.
Von schraeg achterlich rollten Wellenberge heran, zu deren Kamm ich teilweise hochschauen musste.
Die ganze Welt schien nur noch aus Wasserbergen zu bestehen,
die vom Schattenwurf des Mondes noch eine zusaetzliche Intensitaet bekamen.
Und durch dieses Wellenchaos schoss unsere Meltemi mit durchweg ueber 9 Knoten Speed - Wahnsinn!

Ein wenig ehrfuehrchtig vor der nun bevorstehenden Herausforderung klickte ich meinen Sicherungsgurt
ein und legte die Haende ans Steuerrad.
Nochmal kraeftig durchatmen: Ok, ich uebernehme.

Und dann ging der Tanz los. Zunaechst wollte es mir beim besten Willen nicht gelingen,
einen geraden Kurs zu steuern. In grosser Entfernung waren noch zwei oder drei Mitsegler an den Positionslichtern zu erkennen, die jedoch immer wieder in den Wellentaelern verschwanden und als Peilmarken kaum taugten.
Meine Kurskorrekturen schienen immer ein wenig zu spaet zu kommen, um ein Ausbrechen des Schiffs
in die eine oder andere Richtung zu vermeiden.
Jede Welle hob das Schiff von hinten zunaechst kraeftig an, um es dann an der Vorderseite in einen atemberaubenden Surf zu versetzen.
Nach den ersten Minuten "Adrenalin pur" bekam ich jedoch zunehmend ein Gefuehl fuer Welle und Schiff.
Die Ruderlage wurde veraendert, noch bevor die Welle ihr Spiel mit der Meltemi begann und
es entwickelte sich ein zunehmend harmonischer Rhythmus mit den Elementen.
Eins - zwei - drei - Kick!

Drei Stunden spaeter war ich wirklich total erschoepft.
Arme und Beine schmerzten vom staendigen Ausbalancieren der Schiffs- und Ruderbewegungen,
und die Muedigkeit forderte ihren Tribut.
Aber kein Zweifel - diese erste Nachtwache an Bord der Meltemi war mein mit Abstand bisher eindruecklichstes Segelerlebnis.

Gruss an alle unsere Logbuchleser
Guido, Wache 2




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